Irgendwann kommt die Zeit, in der man sich sagt: ich muss weg. Die stressigen Dinge einfach mal liegen lassen, abschließen oder aufschieben – ja, warum denn auch nicht. Alina und ich hatten eine kleine Auszeit nötig, packten unsere Rucksäcke und wanderten vorige Woche in sechs Tagen vom Ursprung des Steyr-Flusses bis zur Stadt Steyr. Natürlich war auch unsere vierbeinige Pirie mit von der Wanderpartie.

Die kompakten Informationen und Übersichtskarte zu dieser Tour findest du am Ende des Berichtes.

Drei Schatten auf Achse.

Drei Schatten auf Achse.

Anfangs war ich noch skeptisch, denn auf dieser Strecke waren wir in den letzten Jahren in Abschnitten schon unterwegs und sechs Tage für diese Tour bedeuten ein sehr gemütliches Wandertempo. Aber bald fand ich wieder den Fluss des Gehens und des Entdeckens, die Langsamkeit und der Genuss dieser Wanderung standen im Vordergrund, Bekanntes und Unbekanntes am Weg durchmischten mein Hirn und legten wieder einige verloren geglaubte Gedankengänge frei, andere wurden wiederum verschüttet. Kurz gesagt: die Wanderung hat gut getan.

Unglaublich geniales Wanderwetter Mitte Februar.

Unglaublich geniales Wanderwetter Mitte Februar.

Vom Steyr-Ursprung südlich von Hinterstoder wanderten wir entlang der Steyr bis nach Hinterstoder und verbrachten im Tourismus-Ort unser erstes Nächtlein. Während im schneelosen Ort, wie eine Motte zum Licht, unzählige Menschen skischuhhumpelnd zur Seilbahn stolzierten, vergnügten wir uns in einer Konditorei, verschlungen Kuchen, Torten, Tee und Kaffee.
Der folgende Wandertag war mit 11km auch nicht besonders lang, dem Steyrtal folgten wir nach St. Pankraz und nächtigten beim örtlichen Campingplatz, welcher um diese Jahreszeit zwar noch gar keinen Betrieb anbietet, aber Didi, der Betreiber des Platzes, stellte uns dennoch ein warmes Zimmer und ein feines Frühstück bereit.
Die freudig ersehnte Etappe entlang dem Stausee bei Klaus war zwar anfangs von Baustellentätigkeiten getrübt, das sonnige Wetter und die Einsamkeit am Weg entlang dem Stausee sorgten dennoch für Wanderfreude. Im Wallfahrtsort Frauenstein wurde uns im schon bekannten Gasthaus Federlehner ein wahres Schlosszimmer zugeteilt – und wieder waren wir die einzigen Gäste.
Am vierten Tag wendeten wir uns vom Steyrtal ab, der Grund war schlicht und einfach die Unterkunftssituation in dieser Woche nördlich von Molln – es war einfach nichts zu reservieren vorhanden (Kuraufenthalt, Urlaub, nicht erreichbar). So erging es uns eigentlich auch den Großteil der Woche, nur in Hinterstoder fanden wir offene Gasthöfe vor. Ansonsten wanderten wir quasi von Ruhetag zu Ruhetag. Auch unsere Unterkunft am Ende der vierten Etappe östlich von Molln am Fuße des Schobersteins hatte eigentlich keinen Gastbetrieb – dennoch…wieder die einzigen Gäste.
Ich las erst später in einem Bergführer über die oberösterreichischen Voralpen, dass der Pranzlgraben „sehr steil“ sei. Das kann ich getrost bestätigen, denn der Pranzlgraben am Beginn des fünften Tages ist wirklich sehr steil – und feucht auch noch ziemlich rutschig. Zwei Schritte rauf, ein Schritt hinunter…so ungefähr lief der Aufstieg auf den Sattel am Mandelmais ab. Am nördlichen Abstieg stapften wir anfänglich noch im Schnee bergab, das Trattenbachtal lag aber gänzlich schneefrei vor uns. Nach dem Genuss einer hauseigenen Schokotorte aus der Drah’hüttn und dem Besuch der letzten Trattenbacher Feitl-Manufaktur landeten wir an der Enns und in weiterer Folge in Ternberg. Unsere Unterkunft, der Kirchenwirt Mandl, hatte an diesem Tag zwar auch Ruhetag, aber wenige Meter um’s Eck wies uns ein Hinweisschild auf eine Pizzeria hin: „Wegen Reparaturarbeiten erst ab 17 Uhr geöffnet.“ Das Abendessen war also fixiert. Kurz nach 18 Uhr schlenderten wir über den Platz, das Schild hat sich nur seit unserem ersten Besuch umgeschrieben: „Wegen Reparaturarbeiten heute geschlossen.“
Der letzte Tag führte uns über klassisches Voralpengelände mit Bauernhöfen und Wirtschaftswegen bis nach Garsten und entlang der Enns in das Zentrum nach Steyr, wo wir bei Alinas Schwester Elisa noch eine Nacht verbrachten. Die Fotoreihe am Ende des Beitrages gibt ein paar Einblicke in die selbstgeplante Weitwanderung.

Weitere Informationen

Streckenlänge: 75km (Steyr-Ursprung – Steyr Hauptplatz)
Wanderkarten: f&b WK 081, WK 051, ÖK50 UTM 4207, 4201, 4202, 4326
Etappen: 6 Tage

  • Tag 1: Steyr-Ursprung (Bushaltestelle Hinterstoder-Baumschlagerreith) – Hinterstoder (Pensionen, Gasthöfe), 10km
  • Tag 2: Hinterstoder – St. Pankraz (Campingplatz+Zimmer), 11 km
  • Tag 3: St. Pankraz – Frauenstein (Gasthof+Zimmer), 14,5 km
  • Tag 4: Frauenstein – Molln Schattseite (Gasthof+Zimmer), 13 km
  • Tag 5: Molln Schattseite – Ternberg (Gasthöfe, Privatzimmer), 10,3 km
  • Tag 6: Ternberg – Steyr (Bus, Bahnverbindung), 16,2 km

Karten und Literatur bei freytag & berndt, Wallnerstraße 3, 1010 Wien erhältlich, outdoor@freytagberndt.at, +43(0)1 533 86 85-15, www.freytagberndt.at

Sollten Fragen, Anmerkungen, Hinweise oder Ergänzungen auf der Zunge brennen, bitte entweder ein Kommentar am Beitragende hinterlassen oder eine E-Mail an martin@gehlebt.at senden.

Begangene und gekreuzte Weitwanderwege

  • Salzsteigweg 09 nahe dem Steyr-Ursprung bis zum Gehöft Pernkopf bei St. Pankraz / ab der Staumauer Klaus bis nach Molln
  • Voralpiner Weitwanderweg 04 von der Staumauer Klaus bis nach Molln / wird kurz bei Ternberg gekreuzt / gleichzeitig verläuft hier der Europäische Fernwanderweg E4
  • Salzburger Mariazellerweg 06 von der Staumauer Klaus bis nach Molln / wird kurz bei Ternberg gekreuzt / verläuft hier gleich dem Voralpen Weitwanderweg 04
  • Kalkalpen Weitwanderweg von der Polsterlucke nach St. Pankraz / verläuft hier gleich dem Salzsteigweg 09
  • Nordalpenweg 01 von der Polsterlucke nach Hinterstoder
  • Via Alpina von der Polsterlucke nach Hinterstoder gleich dem Nordalpenweg 01

Übersichtskarte und Höhenprofil

Download file: 2014-SteyrUrsprung-Ternberg-Steyr.gpx

 

Impressionen

am Steyr-Ursprung...

am Steyr-Ursprung…

Auf Oberösterreichisch: wüd, goi?

Auf Oberösterreichisch: wüd, goi?

Die Wandertruppe auf einem Foto vereint.

Die Wandertruppe auf einem Foto vereint.

Der Kalkalpenweg begleitet die Steyr bis nach St. Pankraz.

Der Kalkalpenweg begleitet die Steyr bis nach St. Pankraz.

Morgenstimmung

Morgenstimmung bei Hinterstoder.

Die Natur gibt, die Natur nimmt.

Die Natur gibt, die Natur nimmt.

Man kommt herum...

Man kommt herum…

In der Prielpension nächtigte einst auch der berühmte Alpen-Maler E.T. Compton.

In der Prielpension nächtigte einst auch der berühmte Alpen-Maler E.T. Compton.

Der kleine Priel ganz groß.

Kleiner und Großer Priel leuchten bis nach St. Pankraz.

Man kann es nicht abstreiten und man fühlt es: der Stausee nimmt dem Fluss die Energie.

Man kann es nicht abstreiten und man fühlt es: der Stausee nimmt dem Fluss die Energie.

Sehenswerte Bankerl am Stausee bei Klaus sind Mangelware.

Sehenswerte Bankerl am Stausee bei Klaus sind gut positioniert.

Alina scheut nicht die eiskalte Flussüberquerung über den Rettenbach...ich nahm den Steg.

Alina scheut nicht die eiskalte Flussüberquerung über den Rettenbach…ich nahm den Steg.

Na wer kommt denn da?

Na wer kommt denn da?

Das "I" fehlte auch schon vor 1 1/2 Jahren.

Das „I“ fehlte auch schon vor 1 1/2 Jahren.

Mutzikatze - gleich zum Einpacken.

Mutzikatze – gleich zum Einpacken.

Welchen Ort repräsentiert wohl dieses Kunstwerk?

Welchen Ort repräsentiert wohl dieses Kunstwerk?

Ordnung ist das halbe Leben...sagt man.

Ordnung ist das halbe Leben…sagt man.

Am Beginn des Pranzlgrabens...die Schuhe waren noch sauber.

Am Beginn des Pranzlgrabens…die Schuhe waren noch sauber.

Drei Schatten auf Achse.

Drei Schatten auf Achse.

Wer den Schinder scheut, kann auch an der Forststraße hinauf marschieren.

Wer den Schinder scheut, kann auch an der Forststraße hinauf marschieren.

Am Nordhang des Schobersteins liegt noch Schnee, eine Seltenheit des heurigen Winters an der Alpennordseite.

Am Nordhang des Schobersteins liegt noch Schnee, eine Seltenheit des heurigen Winters an der Alpennordseite.

Die Schwalbensteinmauer im Pranzlgraben dient als Fotomotiv - auf der anderen Kamera.

Die Schwalbensteinmauer im Pranzlgraben dient als Fotomotiv – auf der anderen Kamera.

So, und wo ist jetzt die größenkonforme Brettljause?

So, und wo ist jetzt die größenkonforme Brettljause?

Spiegelungen an der Enns bei Ternberg.

Spiegelungen an der Enns bei Ternberg.

Dort wo Licht leuchtet, wird Kälte verdrängt.

Dort wo Licht leuchtet, wird Kälte verdrängt.

Unglaublich geniales Wanderwetter Mitte Februar.

Unglaublich geniales Wanderwetter Mitte Februar.

Wie geht's jetzt nach Steyr?

Wie geht’s jetzt nach Steyr?

am Stadtplatz Steyr...

am Stadtplatz Steyr…

Beitrag teilen:

Du willst über Neuheiten von Österreichs Weitwanderwegen informiert bleiben? 

This is a success preview text.

This is a error preview text.

Keine Kommentare - was hast du zu sagen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert