Ich stehe auf einem kleinen Felsen wenige Meter vom ausgesetzten Gipfel des Tristkogels entfernt. Links von mir geht es hunderte Meter bergab, rechts von mir trennt mich ein rettender Grat von einem weiteren Abgrund. Doch obwohl ich hier oben ungesichert auf einem Felsvorsprung stehe, fühle ich mich ziemlich sicher. Die Augen sind auf den Horizont gerichtet, beobachten die langsamen Bewegungen der Wolken am frühen Morgen. Es ist kurz nach 5 Uhr früh. Kälte zieht durch die Kleidung.

Sonnenaufgang: wir kommen!

Kurz vor drei Uhr verlassen wir unsere Unterkunft in Saalbach. Es ist stockdunkel, geschlafen habe ich davor nichts mehr. Gemeinsam mit einigen Leuten der #storybase2017-Crew und dem Bergführer Hans starten wir an der Mittersaalalm mit dem etwa 3 km langen und mit 560 Höhenmetern versehenen Aufstieg. Im Schein der Stirnlampen blende ich meine Müdigkeit aus. Gelingt mir jedoch nicht immer, wie manch lautes Gähngeräusch verrät.

Ein einfach zu gehender Schotter- und Erdweg führt uns immer leicht bergauf auf das Saaljoch. Die Lichter von Kitzbühel strahlen uns entgegen, Tirol lässt grüßen. Wir wählen nicht den direkten und steilen Aufstiegsweg auf den 2.095 m hohen Tristkogel, sondern entscheiden uns bei den noch nicht ausreichenden Lichtverhältnissen für die Umgehung des Kogels und dem gemütlicheren Aufstieg von der Südwestflanke. Vor uns Dunkelheit, hinter uns kündigt der Himmel den baldigen Sonnenaufgang an.

Dunkelheit und Kälte gehen bei dieser Sonnenaufgangstour Hand in Hand. Das Thermometer klettert nur knapp über die 0°C-Grenze, die Haube macht sich gut auf meinem Kopf. Ich stehe auf einem kleinen Felsen.

Die Minuten verstreichen, kommen mir jedoch wie Sekunden vor. Und auf einmal geht alles schnell. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen durch das Wolkenband am Horizont, Wärme steigt in mir hoch. Rötlich färbt sich die grüne Landschaft rund um den Tristkogel, Lichtstrahlen brechen sich in den Tautropfen auf den Gräsern. Absolute Stille umgibt den Tristkogel, nur ein leichter Windstoß zieht ab und an seine Kreise um den Gipfel. Wie verzaubert blicke ich Richtung Sonnenaufgang, fühle mich davon magisch angezogen. Auf meinem kleinen ausgesetzten Felsvorsprung spüre ich vollkommene Sicherheit. Obwohl ich hier ganz oben auf einem Felsen stehe und in den Himmel blicke, fühle ich mich mit der Erde verwurzelt.

Das Werden des Tages auf einem Gipfel zu erleben. Momente wie diese sind es, die in Erinnerung bleiben.

Der Abstieg ist nach diesem wunderbaren Sonnenaufgang am Gipfel kein notwendiges Übel, sondern eine Belohnung. Während langsam Leben in den Bergtag kommt, stehe ich schon mittendrin.

Magische Momente in Saalbach Hinterglemm.

Allgemeine Hinweise
Von der Mittersaalalm auf den Tristkogel und retour legten wir ca. 6 km zurück, außerdem überwindeten wir 560 Höhenmeter im Aufstieg. Wenig Platz zum Stehen bietet der ausgesetzte Gipfel selbst, ein paar Meter westwärts lässt es sich aber ohne Absturzgefahr aushalten. Der Steig auf der Ostseite des Tristkogels ist außerordentlich steil und rutschig. Wer sich also nicht besonders darüber hinweg traut, sollte am „Normalweg“ über die Südwestflanke wieder absteigen und am selben Weg wie am Aufstieg retour wandern.

Wanderkarten für das Gebiet: freytag & berndt WK 382, 1:50.000* | Alpenverein 34/2 Kitzbüheler Alpen Ost, 1:50.000* | BEV ÖK50 3220 Mittersill*

Die Sonnenaufgangstour auf den Tristkogel ist eine beliebte Führungstour, vor allem weil die Sicht in den Osten einfach gigantisch ist. So bieten z.B. der Gollingerhof und der Unterschwarzachhof geführte Sonnenaufgangstouren auf den Tristkogel an.


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6 Kommentare

  1. Wow, was für Bilder! (leider konnte ich das verlinkte Video nicht öffnen, aber die Fotos sind schon atemberaubend!) Es hat sich wohl sehr gelohnt, die Nacht zum Tag zu machen :) Danke für den wunderbaren Bericht!

  2. Wahnsinn, wunderbare Aufnahmen und Respekt für deinen Willen, so früh schon auf einen Gipfel zu steigen. Vielleicht sollte ich endlich mal nachgeben, wenn mich wieder mal Freunde zum wandern einladen. ;)

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