Eines der größten Festivals das Landes, das FM4 Frequency Festival, ist ein Fixpunkt im österreichischen Festival-Sommer. Ich selbst war 2013 Teil dieser dreitägigen Anarchie mit Hausordnung. Über 130.000 Menschen rauschten wie ein Tornado über das Gelände hinweg und das Bild danach glich genau einem solchen. Was aber wohl nur die ganz eingefleischten Hardcore-Insider wussten (fühl mich hier als aussterbende Rasse) und eigentlich niemanden interessierte: Man war mit Sicherheit mindestens 1x unterwegs als Fußpilger, als Wallfahrer, als Erleuchteter – und zwar am Weg nach Mariazell.
„FREQUENCY! ARE…YOU…REEEADY?“
Was hat das Ganze nun aber mit dem Mariazellerweg zu tun und woher kommt verdammte Sch…. nochmal (Festivalsprache) der Zusammenhang mit dem Festival? Ganz einfach. Lagerplätze finden sich hauptsächlich auf den Grünflächen neben der Traisen. Von der Autobahnbrücke aufwärts in Flussrichtung reihen sich auf einer Länge von ca. 2,5km Zelt, Dixi-Klo und Dosenbier aneinander. Und der Weg, der alle Zeltplätze mit den Hauptbühnen verbindet, ja das, das ist ein Teil des Niederösterreichischen Mariazellerweges, welcher vom Nebelstein in Waldviertel über St. Pölten nach eben Mariazell führt. Alle Festival-Unaufgeklärten, die beim Festival-Wochenende am Weg durch St. Pölten unterwegs sind, sich nach Ruhe, Frieden und Einkehr sehnen, werden dann erst wohl einige Kilometer nach der Autobahnbrücke fündig. Für Pilgermenschen wohl ein besonderes Wandererlebnis. Wer sich anfänglich noch denkt: „Oh, hier wird gezeltet“, weiß spätestens bei der ersten Bierbong was wirklich los ist. Mir selbst ist bei meinem Festival-Besuch leider kein einziger Pilgermensch aufgefallen, vielleicht weil auch Menschen mit Rucksack nicht sonderlich die Ausnahme gebildet haben. Oder auch aus anderen Gründen.
Selbst am Rad ist man auf offiziellem Wege unterwegs, auf selber Strecke führt ein Abschnitt des Traisentalradweges entlang. Es ist zwar eine Umleitung ausgeschildert, viele RadfahrerInnen sind aber wohl neugierig genug und verfolgen das Treiben in der Traisen und am Wegesrand. So wie ich das Gespräch einer Familie bei einem Radausflug mithören konnte, den kleinen Buben im Kindersitz festgeschnallt: „Siehst Leo, in 15 Jahren bist auch du hier.“
Wer das ganz besondere Wandererlebnis sucht: Mitte August 2017 steigt das nächste Frequency Festival.
Damit du als Weitwanderer diese Kilometer unbeschadet überlebst, beachte diese Hinweise:
- Belächle die feiernden Menschen nicht. Mitunter gehen diese Partytiger mehr Kilometer am Tag mit FlipFlops als du mit Wanderstiefeln gehen kannst. Festivalgelände hin, Zeltplatz zurück, Festivalgelände hin, Zeltplatz zurück, etc.
- Habe ein Auge auf den Weg. Füße hängen in den Weg als Stolperfallen rein, kleine Planschbecken können ebenfalls leicht übersehen werden.
- Bietet dir jemand „Traubenzucker“ an, lehne dankend ab. Außer du willst einen „lustigen“ Abend verbringen.
- Bietet dir jemand ein Bier an, nehme es dankend an. Du kannst die Elektrolyte für den weiteren Weg brauchen.
- Bist du mit Zelt am Weitwanderweg unterwegs, suche dir einen freien Platz im Festivalgelände, check dir noch irgendwie eine Eintrittskarte und setze den Weg am nächsten Tag fort.
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