22,9 km | 618 Höhenmeter | 6 Stunden | mittel
Selbst wenn uns die Tor-Öffnungszeiten in den Lainzer Tiergarten einlassen würden, lohnt sich eine äußere Wandertour entlang der Tiergartenmauer. Wald, Wiese und Wasser – bei nebligen Wintertagen entwickelt sich diese Tour zu einer teils mystischen Angelegenheit. Die Sonne sehen wir hier aber bei jedem Wetter.
Tourdaten: Rund um den Lainzer Tiergarten
Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof Hütteldorf, U4 Station, 1140 Wien
Länge: 22,9 Kilometer
Höhenmeter: 618 m im Auf- und Abstieg
Dauer: 6 Stunden
Höchster Punkt: 517 m (unweit Dreihufeisenberg)
Schwierigkeit: Technisch einfach zu gehende Wege, im Winter bzw. nach Regentagen sehr viele Schlammwege vor allem im westlichen Teil. Kurz ins Schnaufen kommt man im Aufstieg zum Dreihufeisenberg und kurz vor dem Abstieg nach Hütteldorf. Konditionell keine einfach Tour, daher – mittel.
Orientierung: Holzwegweiser „Rund um den Lainzer Tiergarten“ teilweise zu finden, man verlässt sich auf andere Markierungen, die rund um den Lainzer Tiergarten führen, beispielsweise die Umgehung am rundumadum-Weg.
Literatur: Rother Wanderführer Wien-Wienerwald
Karten: fb WK 011, BEV ÖK50 5325
Einkehrmöglichkeiten: Bäckerei und Imbissbude am Bahnhof Hütteldorf.
Abstecher zum Gasthaus zur Schießstätte (nach ca. 15 km) / Weinbau Wiltschko in Mauer (nach ca. 17 km) / Gasthaus Lindwurm und Heurigenschenke Zur Wildsau am weiteren Weg nach Hütteldorf.
Weitere Links:
> Lainzer Tiergarten
> Wanderwege in Wien auf gehlebt.at
Öffentliche An- und Abreise: Mit der U-Bahn-Linie U4 direkt zum Ausgangspunkt, Station Hütteldorf. Auch Anreise mit der S-Bahn möglich.
Armer Schlucker…
Der Lainzer Tiergarten ist ein heute bestehendes Naturschutzgebiet im südwestlichen Stadtgebiet Wiens, das nur zu bestimmten Zeiten besucht werden kann. Im Jahr 1781 erließ Josef II. den Bau dieser Einfriedungsmauer, der damalige Maurergehilfe Philipp Schlucker wurde mit der Umsetzung des Baus beauftragt. Er stellte das niedrigste Angebot, auch aus diesem Grund wurde er in der Bevölkerung „armer Schlucker“ genannt. Die Mauer wurde trotzdem gebaut und auch immer wieder angepasst, teils ist die ursprüngliche Bausubstanz noch zu erkennen. Rund um dieses Areal führt ein zumeist gut markierter Wanderweg.
Start in Hütteldorf
Vom Bahnhof Hütteldorf überqueren wir die B1 und den Wienfluss dank dem Fußgängerübergang und biegen kurz danach rechts in die Auhofstraße ein. Gut ersichtlich ist links das Nikolaitor, welches wir heute aber nicht durchwandern, sondern kurz davor rechts auf den schmalen Gehweg abbiegen. In weiterer Folge geht’s bereits entlang der Mauer, aber auch an der B1 entlang, zum Umspannwerk Wien West. Zumindest erwarten wir hier schon die ersten etwas naturnahen Wege, ein bisserl dauert’s aber noch.
Die Beschilderung für den Weg rund um den Lainzer Tiergarten ist auf den ersten Kilometern etwas dürftig. Vor allem orientieren wir uns am rundumadum-Symbol, das hier die Umgehung des Lainzer Tiergartens bezeichnet.
Stimmungsvoll
Vorbei an einem Jagdhaus und dem Pulverstampftor, erblicken wir zur Rechten eine verlassene Tankstelle und das im Lockdown auch verlassene Hotel Lenas West. Der leere Parkplatz mit den darüber ziehenden Hochspannungsleitungen mutiert im Winternebel zu einem besonderen Fotomotiv.
Wir unterqueren die Westautobahn und verlassen kurz danach die Asphaltstraße in den mancherorts genannten Konsumwald. Dass die Mauer des Lainzer Tiergartens nicht auf alle Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde, wird auf den kommenden ersten Höhenmeter ersichtlich.
Über den Dreihufeisenberg zum Laaber Tor
Zur Linken durchqueren wir den Konsumwald an einem Überlaufbecken vorbei und etwas schlechter markiert wiederum kurz auf eine Asphaltstraße direkt an der Landesgrenze zu Niederösterreich. Eine kleine Unterstandshütte bietet sich hier als Jausenplatz an, auch stoßen wir hier auf den alten Rundwanderweg Rund um Wien 10. Es geht nun im Nahbereich einer Hochspannungsleitung bergauf, zur Linken erblicken wir eine löchrige Tiergartenmauer. Äh, kann’s das sein? Sind hier die Wildschweine schon in die Freiheit entschwunden? Aber nein. Der Bau der Westautobahn hat hier im Westen den Verlauf der vollständigen Tiergartenmauer verändert. Mauerreste des ursprünglichen Verlaufs sind immer noch zu sehen.
Diesmal überschreiten wir die erwähnte Autobahn und biegen links auf einen schmalen Waldweg direkt zur Mauer ab. Nun wandern wir nahezu stetig bergan auf über 500 Meter Seehöhe unweit des Dreihufeisenberges immer an der Mauer entlang. Nach Regentagen oder bei winterlichen Bedingungen mutiert dieser Weg – wie man so schön sagt – zu einer Gatschpartie. Den Abstieg zum Laaber Tor kürzen wir über den grün markierten Weg ab, der auch als Mountainbike-Trail genutzt wird (shared trail).
Immer am Weg zur Sonne
Die Oortsche Wolke und Pluto verraten uns am Laaber Tor, dass wir uns nun am Planetenweg befinden, angelegt vom Österreichischen Astronomischen Verein. Ein Streckenplan mit kurzer Beschreibung ist einem Postschuber direkt neben dem Laaber Tor zu entnehmen. Entlang diesem Weg erkunden wir Millimeter für Millimeter das Sonnensystem, denn ein Millimeter am Planetenweg entspricht 1000 Kilometer in der „realen Welt“.
Während der Rund um Wien 10 und andere markierte Wege etwas von der Mauer wegführen, bleibt der Planetenweg und somit auch wir an der Mauer picken. Doch bevor wir Neptun erreichen, unterschreiten wir ein Aquädukt der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung.
Am Gütenbachtor kommt wieder etwas Leben auf den Wanderweg, denn hierher verirren sich Autos und deren Insassen, die sich durch das offene Tor in den Lainzer Tiergarten wagen. Wir spazieren stattdessen die Gütenbachstraße leicht bergab, biegen aber vor den Häusern bei der Jägerwiese links ab, die Orientierung gestaltet sich dank der Tiergartenmauer doch ziemlich einfach.
Dann überschlagen sich nahezu die Ereignisse. Je näher wir der Sonne kommen, umso kürzer sind die Abstände zwischen den Planeten. Vom Mars zur Erde ist es nur ein Steinwurf und unweit des Wasserbehälters Lainz zeigt sich die Sonne. Zumindest an der Tiergartenmauer in Form eines detailreichen Fotos, denn heute findet sie bei diesem Nebel kein Durchdringen.
Es geht kurz die Wittgensteinstraße entlang, biegen jedoch bei der ersten Gelegenheit links in die Modl-Toman-Gasse ab. Zur Rechten erblicken wir die anziehenden Schmankerl-Tafel vom Heurigen Wiltschko. Und so ein Weinflascherl-to-go hat gewiss noch Platz im Rucksack.
Auf nach Hütteldorf
Es geht bergab! Und zwar direkt zum Lainzer Tor, hier herrscht reger Betrieb. Etwas Ruhe findet stattdessen ein Graureiher am leicht zugefrorenen Lainzer Teich.
Nach wenigen Metern auf der Hermesstraße wechseln wir links in den schmalen Friedrich-Kostelnik-Weg (Holzschild „Rund um den Lainzer Tiergarten“) und spazieren diesen nach dem querenden Kleinen Ring weiter zur Jenbachgasse. Links steigen wir in den Hörndlwald hoch und wechseln bei einem Umkehrplatz links in den Promenadeweg.
Am bezeichneten Johannessteig spazieren wir an der Mauer entlang. Immer wieder gäbe es einige feine Aussichtsplatzerl auf die Stadt, nur heute nicht. Nach dem versperrten Adolfstor geht’s ein letztes Mal bergwärts, dies dafür ziemlich steil. Auch sehr steil, jedoch absteigend, befördert uns die Markwardstiege Richtung Hütteldorf. Wer also Steigenlauftraining absolvieren will, sollte mal diese Stiege ausprobieren. Ich war über diese Steilheit doch etwas überrascht. Zu guter Letzt bringt uns die Lilienberggasse wieder zum Ausgangspunkt zurück.
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