Der Hahn hat noch nicht einmal gekräht, schnüren wir schon unsere Wanderschuhe. Das Frühstück besteht aus einem „Buffet“ mit Weißbrot, bunten Aufstrichen, Keksen und Obst. Es erwartet uns eine kurze Etappe, denn dass unser heutiges Tagesziel Pamplona heißen wird, ist schon so fix wie das Frühstücks-Buffet keinen Hunger stillen kann.
Wir verlassen Larrasoaña im Schein der Straßenlaternen. Die ersten Kilometer verlaufen auf schattigen Wanderstrecken in Waldgebieten, ein kurzes Stück laufen wir entlang einer Bundesstraße.
Wenn ich ab jetzt von „wir“ spreche, dann meine ich meine Wenigkeit und meine Begleitung aus Berlin: Pia. Eines sei vorweg gesagt: wir marschieren gemeinsam in Santiago ein. Unser erstes gemeinsames Foto ist mitunter sehr einfallsreich, irgendwie.
Nach ca. 11km überschreiten wir eine mittelalterliche Brücke über den Ulzama-Fluss und wandern am Kloster Trinidad de Arre vorbei, in welchem eine kirchliche Herberge für über 30 Menschen Unterkunft anbietet. Ein Wegweiser sagt uns, dass nicht einmal mehr 5km nach Pamplona fehlen.
Die letzten Kilometer pilgert man durch Vorstädte von Pamplona. Die Stadt kommt näher, das spürt man. Bevor wir aber das Zentrum der Hauptstadt Navarras erreichen, biegen wir zu unserer heutigen Unterkunft ab. Am Rio Arga gelegen erwartet uns mit der Casa Paderborn eine sehr schöne und lieblich gestaltete Pilgerherberge, welche vom Freundeskreis der Jakobspilger Paderborn geführt wird. Es stört mich außerdem keineswegs, dass wir hier schon unser Nachtlager aufschlagen. Mein blasenbehafteter Fuß will heute auch nicht mehr weitermarschieren.
Im schattigen Gastgarten schmeißen wir unsere Rucksäcke auf den Boden und werden herzlich begrüßt. Wir sollen noch ein wenig warten, wir bekommen bald unser heutiges Bett zugewiesen. In der seitlichen Netztasche meines Rucksackes habe ich meinen Pilgerführer vom Conrad Stein Verlag verstaut, das gelbe Cover sticht hervor. Ein im Gastgarten sitzender Mann spricht mich an: „Und? Wie sind Sie mit dem Wanderführer zufrieden?“
Eine ehrliche Antwort kommt prompt: „Die Beschreibungen sind super, nur die Karten sind nicht besonders gut.“
Der Mann mit dem gelben Pfeil am T-Shirt meint: „Ja, das ist Verlagssache. Ich bin der Autor.„
Vor mir sitzt also niemand geringerer als Raimund Joos, welcher mittlerweile wohl sein halbes Leben auf Jakobswegen unterwegs ist. Ein wunderbarer Zufall.
Mit Flip-Flops an den Füßen und mit einigen neuen Bekanntschaften aus der Herberge (Cosina, 17 Jahre aus Heidelberg und Michael, 33 Jahre aus…ja, aus Deutschland, Manuel, kein Alter, aus Spanien) schlendern wir durch die Stadt des Stierlaufs. An der Stierkampfarena treffen wir auf eine Büste von Ernest Hemingway, welcher mit seinem Roman „Fiesta“ in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Stierläufe in Pamplona ins Rampenlicht rückte.
Den Abend lassen wir einer typischen spanischen Tapas-Bar ausklingen. Die Lautstärke in der Bar gleicht dem Gegröle in einer Stierkampfarena, von der Decke baumelt luftgetrockneter Serrano-Schinken herab, Michael hat Zahnschmerzen und bekämpft diese mit Tabletten und Alkohol. Klassisch eben.
Wieder in der Casa Paderborn. Wir schlüpfen in unsere Schlafsäcke, die Müdigkeit überkommt uns. Alle? Nein, nicht alle. Ein benebelter Jakobswegpilger singt die Geschichte vom kleinen Hamster und erzählt Witze. Die Zahnschmerzen dürfte Michael im Moment wohl nicht spüren.
Hier kommst du zum nächsten Tag – von Pamplona nach Puente la Reina
Informationen zur Strecke
Start: Pilgerherberge in Larrasoaña
Ziel: Pilgerherberge in Pamplona
Streckenlänge: 15,6km
Höhenmeter: 100m
Charakteristik: anfänglich noch schöne Wanderwege, geht man zum Ende der Etappe durch die Vororte von Pamplona
Besuchte Pilgerherberge: Casa Paderborn am Rio Arga, sehr freundlich geführte Pilgerherberge vom Freundeskreis der Jakobspilger von Paderborn, schöne Herberge, gemeinsames Frühstück, Waschmaschine und Wäschetrockner vorhanden, Kosten der wunderbaren Herberge: € 7 inklusive Frühstück (ein Schnäppchen)
Hier kommst du zum nächsten Tag – von Pamplona nach Puente la Reina
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