Hallo weiße Welt! Gestern Nachmittag haben sich die ersten Schneeflocken für den Fall auf den Boden entschieden, am Abend ging die Prozedur weiter und von der Nacht spreche ich schon gar nicht mehr. Am heutigen Morgen war alles weiß, und wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Umso besser, wird’s heute also eine echte Schneetour in den Oberösterreichischen Voralpen zwischen Micheldorf und Kirchdorf/Krems auf den Hirschwaldstein.
Aufbruch in den Süden
Nach nicht einmal 25 Minuten Fahrzeit mit der Eisenbahn erreiche ich von Kremsmünster aus die Marktgemeinde Micheldorf. Die fast 6.000 Einwohner zählende Gemeinde ist Teil der „Österreichischen Eisenstraße“ und der „Europäischen Eisenstraße“ und beherbergt ein sehenswertes Sensenschmiedemuseum.
Vom Bahnhof Micheldorf ausgehend gehe ich nach rechts auf der Bahnhofstraße zu dem ersten Mehrfach-Wegweiser. Der Schnee deckt zwar mehr ab als ich zu lesen vermag, aber ich weiß wo ich hin will. Zur Linken ist die Bundessstraße geräuschvoll schon wahrnehmbar, ich quere diese in die Kaltenprunnerstraße. Nach 100m gehe ich nach rechts in einen Abzweiger, für Autos eine Sackgasse, und folge dem Weg über eine Brücke über die Krems bis zu den Häusern des Sensenschmiedemuseums. Vorbei am Kram und dem Hammerhaus biege ich in die Gradenstraße ein, folge dem Straßenverlauf und biege bei der Welser Straße rechts ab.
Nach ca. 200m biege ich vor einem Bankgebäude nach links in den Pernsteinerweg ab und folge diesem leicht bergauf führend bis zu dessen Ende, weiter nach links und schlussendlich nach rechts in die Grabenstraße. An deren Ende geht’s nun geradeaus weiter im Wald nach oben auf einem markierten Weg (rot/weiß, Wegnummer 21), stets neben einem kleinen Bach und bei nicht wirklich geringer Schneedicke. Zusätzlich hat starker Schneefall eingesetzt. Ein Hoch auf die Gamaschen.
In kurzer Zeit quert man den Bach auf zwei Brücken, der Weg driftet etwas nach links und wendet sich vom Hauptbach ab, nach kurzer Zeit erblicke ich die Häuser eines Bauernhofes. Aufsteigend durch den Obstbaumgarten trifft der markierte Weg auf die asphaltierte Zufahrtstraße des Hofes; Schnee über Schnee.
Eine Hinweistafel weist mich darauf hin, dass ich mich im Landschaftsschutzgebiet Altpernstein befinde. Auf einer Fläche von 35,6 Hektar wird in diesem Landschaftsraum die extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung des artenreichen Kalkmagerrasen sichergestellt. Unter anderem beheimaten diese Kalkmagerrasen eine besondere Tierart: den Russischen Bären. Keine Angst, dieses Tier hat es nicht auf die Vorräte im Rucksack abgesehen.
Altpernstein in Sichtweite
Es geht nun weiter bergauf, einmal Linkskurve, eine Rechts- und eine weitere Linkskurve später treffe ich auf die Zufahrtsstraße der Burg Altpernstein. Ich folge jedoch jetzt nicht der Straße, sondern dem Wegweiser mit der Wegnummer 21 und den Markierungen geradeaus durch den schienbeinhohen Schnee. Mit Aussicht ins Kremstal treffe ich jedoch bald wieder auf die Straße, nun bleibt mir nichts mehr anderes übrig als hier zu gehen, komme aber zügig zur Burg Altpernstein. Die Burg steht auf einem Felsen und ist nur über die Brücke erreichbar. Gebaut wurde sie um das Jahr 1000 herum, heute wird die Burg von der katholischen Jugend Oberösterreich als Begegnungszentrum genutzt.
Direkt gegenüber der Brücke führt leicht bergauf ein Forstweg als quasi-Tor durch ein zerfallenes Gemäuer. Weghinweiser und Markierungen weisen mich auf den Hirschwaldstein hin, man kann ihn nicht verfehlen.
Doch ich fühle mich beobachtet, irgendwer, irgendwas…zu meiner Linken erkenne ich meinen Beobachter: eine Ziege blickt mich neugierig aus ihrem Häuschen heraus aus an. Was sie sich wohl denken mag, dass hier im Schneefall jemand herumstapft?
Auf zum Hirschwaldstein
Weiter am besagten Weg, zur Linken befinden sich Holzunterstände, komme ich nach 50m zum nächsten Abzweiger. Ich klopfe mit dem Stock den Schnee von den Schildern, zum Hirschwaldstein geht’s also nach links. Wiederum nach ca. 50m biegt der Weg unscheinbar in den Wald ab, der Abzweiger ist bei der Schneelage schwer auszumachen und auf den ersten Blick nicht markiert. Es findet sich aber doch eine Markierung, es geht auf einem steilen Pfad nach oben. Die Markierungsfarbe ist zwar noch rot/weiß, die Wegnummer hat sich jedoch auf Nr. 23 geändert. Es geht auf gut markierten Steigen aufwärts durch den Wald, der Schneefall hat mittlerweile etwas nachgelassen, die Schneetiefe steigert sich aber.
Ein einziges Mal ist man für einige Meter nicht im sicheren Wald, es gilt eine nach unten hängende Freifläche zu überqueren. Während im Sommer hier einige Paragleiter starten, quere ich diese Fläche bei kniehohem Schnee. Knapp 100m unterhalb des Hirschwaldsteines erreiche ich nochmals eine Forststraße, diese erreiche ich nur über den überwechteten Hang. Für diese 10 Meter brauche ich einige Minuten, der hüfthohe Schnee zeigt mir nochmals wie tief man sinken kann…
Nach 15 Minuten durch den jungfräulichen Winterwald stapfen und dem kurzen, rutschigen Aufstieg stehe ich auf dem Hirschwaldstein mit einer Höhe von 1.095m. Aussicht ist gleich null, kalter Wind herrscht hier, Zeit für einen Eintrag ins Gipfelbuch ist dennoch.
Abstieg nach Kirchdorf/Krems
Den Abstiegsweg wähle ich anders als den Aufstiegsweg. Die ersten Minuten gehe ich zwar denselben Weg wieder zurück, biege dann aber bei einem Abzweiger links ab, folgend einer weiteren Markierung und dem Wegweiser „Eustachiuskreuz“. Eine gute Entscheidung. Hinab geht’s um einiges schneller, die Waldviertler eignen sich auch als Ski-Ersatz.
Einige Rutschphasen später treffe ich auf das beschriebene Eustachiuskreuz, biege hier rechts auf den rot/weiß-markierten Pfad und erreiche kurz darauf wieder den Aufstiegsweg und die Burg Altpernstein. Bei der Burg biege ich rechts ab und folge der Straße bergab, welche sich in einen wiederum knietiefen Schneeweg verwandelt aber bald wieder bei einer asphaltierten Straße verlassen wird. Es geht nach links und bergab, treffe auf eine breitere Straße, biege hier links ab und nach ca. 100m wieder rechts ab. Auf dem nun wiederum rot/weiß markierten Weg mit der Nummer 19, dem Zedernbauernkapellenweg, gelange ich abwechselnd auf Wegen und Straßen an den Rand von Kirchdorf/Krems, meiner Geburtsstadt.
Vorbei am Kulturzentrum Schloss Neupernstein, durch die Pernsteiner Straße, entlang dem Park an der Anton-Bruckner-Straße und der Parkstraße erblicke ich zur Linken den Hauptplatz. Der Bahnhof ist von der dorthin führenden Bahnhofstraße kaum mehr zu verfehlen.
Fazit
Schöne Wintertour in den Oberösterreichischen Voralpen, keine Frage. Man stapft durch ein landschaftlich schönes und gut erhaltenes Gebiet. Die Burg Altpernstein ist einen Hingucker und Besuch auf alle Fälle wert. Der Weg selbst bereitet keine großen Schwierigkeiten, außer die teilweise vielen Neuschneemassen, aber mit dem musste man rechnen. Für Winter und wahrscheinlich auch für den Sommer ein empfehlenswerter Tourenvorschlag (nur als Tipp: am Wochenende hat das Burgstüberl geöffnet).
TIPP: In Kirchdorf/Krems finden sich am oberen Ende des Hauptplatzes zwei besondere Geschäfte: der Buchladen „infoladen„, welcher ein gutes Sortiment von Büchern der Region und noch mehr anbietet und direkt daneben der „Bio-Bauernladen Kremstal„, welcher keine Gaumenfreunden auslässt.
Weitere Informationen
Startpunkt: Bahnhof Micheldorf
Endpunkt: Bahnhof Kirchdorf/Krems
Weglänge: ca. 12km
Höhenmeter: 650m
Einkehrmöglichkeiten: Gastronomie Micheldorf, Burgstüberl Altpernstein, Gasthof Groileiten, Gastronomie Kirchdorf/Krems
Karten: ÖK50 UTM 4201, ÖK25V UTM 4201-West (benutzte Karte), f&b WK 081
Wanderführer der Region: Rother “Eisenwurzen”, Kral Verlag “Nationalpark Kalkalpen”
Karten und Literatur bei freytag & berndt, Wallnerstraße 3, 1010 Wien erhältlich, outdoor@freytagberndt.at, +43(0)1 533 86 85-15, www.freytagberndt.at
Übersichtskarte
Ein Kommentar
Hallo Martin, wunderschöne Bilder und super beschrieben.
Möchte dich fragen, ob diese Tour auch mit Schneeschuhen zu empfehlen ist.
Mit lieben Grüßen Susanne Austaller
P.S.: bin schon voll gespannt auf dein Buch