Die Besteigung der Seven Summits, also der höchsten Gipfel aller Kontinente, ist längst keine Utopie mehr. Mittlerweile sind diese von einigen Menschen allesamt bestiegen worden. Doch spannen wir den
Rahmen etwas enger, so gibt es auch Personen, welche auf allen
höchsten Erhebungen der europäischen Länder gestanden sind.
Allen voran ist der Brite Ginge Fullen zu nennen. Er schaffte es als erster Mensch, dokumentiert auf allen Landeshöhepunkten Europas zu stehen – das Kunststück vollendete er nach 7-jähriger Reise im
Jahr 1999.
Zwei andere Briten, welche auf den Höhepunkten standen, sind Carl McKeating und Rachel Crolla, welche ihre Erlebnisse in dem Buch „Europe’s High Points“ von Cicerone Press niedergeschrieben haben und
mich inspiriert haben. Ebenso habe ich mittlerweile persönlich einen Menschen kennengelernt, welcher selbes Vorhaben gerade dabei ist umzusetzen und die Berge Europas mit dem Motorrad abklappert.
Ein weiterer Herr aus Großbritannien hatte sein Europa-Projekt am 1. Juni 2012 gestartet und in drei Monaten 44 Höhepunkte im Eilverfahren bestiegen. Auf seiner Webpage (die mittlerweile wieder vom Netz genommen ist)
sind die Eckdaten 29 Flüge und über 14.000 km gefahrene Kilometer zu finden. Auf seiner dreimonatigen Europareise hat er grob geschätzt mehr als 14 Tonnen CO
2 ausgestoßen, ein durchschnittlicher Brite belastet sich mit Emissionen von 9 Tonnen – im Jahr.
Wozu aber die höchsten Gipfel Europas besteigen? Wozu sich auf die Schweizer
Dufourspitze quälen oder gemütlich auf dem ungarischen
Kékes einen Kaffee genießen? Wozu so schnell als möglich ohne Rücksicht auf die Umwelt oder irgendeinem Umweltgedanken die Gipfel bezwingen?
Von diesen Fragen habe ich mir ernsthaft nur die Letzte gestellt. Als Bergsteiger und Wandersmensch liebe ich das Gefühl, einen Berg „erklommen“ zu haben, und noch stärker ist das Gefühl, wenn ich mir selber nichts
vortäusche und den Berg nur mit fairen Mitteln bezwinge. Wenn dies noch in einem fremden Land geschieht, verspüre ich einen leichten Hauch von Abenteuer.
Das „Warum“ beantworte ich also mit der Leidenschaft und der Freude am Entdecken fremder Länder und Kulturen. Aber das „wozu so schnell als möglich ohne Rücksicht“ bereitet mir etwas Kummer. Natürlich würdige ich diese
Leistung, wenn jemand in drei Monaten 44 Gipfel in ganz Europa besteigt. Aber denkt dieser Mensch an die Umwelt? Empfindet er Freude und Leidenschaft bei dem was er tut? Weiß er eigentlich, dass Berglandschaften sensible
Naturräume sind? Kann er einen Berg überhaupt genießen oder ist er im Kopf schon beim Nächsten? Was erlebt dieser Mensch in einem Land außer dem Flug oder die Autofahrt? Lernt er Europa wirklich kennen?
Ich persönlich lehne diese Vorgehensweise ab, verurteile sie aber nicht – sondern stelle mir vor: Wie würde das Projekt so umweltfreundlich als möglich aussehen?