Ja, ich weiß. Die Fotos sind nicht aktuell. Sonst würden auf jedem Foto mindestens zwei Sonnen zu sehen sein und überall stünden Schilder mit der Aufschrift „Achtung: Goldener Herbst“. Die Fotos entstanden vor ca. zwei Wochen. Für ein genaues Datum müsste ich extra nachsehen und einen Ordner öffnen. Es war vor ca. zwei Wochen.
Anders als in der flachen Donaustadt-Steppe beim ersten Spaziergang, wollte ich mit vierbeiniger Begleitung ein paar Höhenmeter auf den Tacho schrauben. Kurz im Überblick: Von der Endhaltestelle 39A Sievering über den Uferweg, Spießweg und Holzknechtsteig (na, hast keine Ahnung, oder?) nahe dem Erbsenbach bergauf zur Höhenstraße, die Koh..nbre.ne.b.ü.k. unterschreitend zum Gasthaus Agnesbründl oder Agnesbrünnl, hier scheiden sich die Geister, weiter zur Kreuz Eiche, hinab zum Cobenzl und über den Paula-Wessely-Weg hinab nach Grinzing. Diesmal mit etwas weniger Text, dafür umso mehr Sarkasmus.
In dem spärlich gefüllten Bus Richtung Sievering setzt pünktlich zu meiner Anreise Regen ein. Liebe ZAMG, von Regen sei heute früh noch nichts bekannt gewesen. Wie aber die Oma immer zu sagen pflegte: „Wir san jo ned aus Zucka.“
Die ersten Schritte verliefen an der schmalen Sieveringer Straße, welche in einem kurzen Abschnitt sogar einspurig verläuft und der Verkehr mit irgendwelchen digitalen Stop-Signalen geregelt wird. Man weiß sich zu helfen.
Nachdem das Büro von „Masters of Dirt“ passiert ist, welches mir hauptsächlich von der Messer, Gabel, Herz-Sendung mit Georg ein Begriff ist, biegen wir von der Straße ab in Richtung Wildnis.
Der Weg ist das Ziel, später dann der Steig. Uferweg, Spießweg und Holzknechtsteig. Die Benennung der einzelnen Wegstrecken ist bezeichnend, die Wege sind simpel zu begehen, der Steig steigt bergan im raschelnden Laubwald zum Gasthaus.
Nach meinem gefühlt 1723. Besuch an der Jägerwiese, alias Gasthaus Agnesbrün(n)(d)l, führt mich eine rot-weiß-rote Markierung zur Agneswiese am Vogelsangberg. Hier an diesem Hotspot der Wiener Wandermenschen treffe ich die ersten MitgeherInnen am heutigen Herbsttag.
Zwischendurch darf ich Ausblicke auf Wien erhaschen, jedenfalls wenn der Nebel nicht so tief über der Stadt liegen würde.
Am Cobenzl beginnt’s zu stinken, ich fühle mich in die Kindheit zurückversetzt. Der Stall am Bauernhof Cobenzl wird ausgemistet, die olfaktorischen Flashback-Reize lassen nicht lange auf sich warten. Vorbei am Landgut, vorbei am Weingut und am Bushaltegut überschreiten wir die Höhenstraße und wenden uns den liebevollen Holzwegweiser mit Schmetterlingsaufdruck zu. Dieser bezeichnet nämlich den Schmetterlingspfad, welcher umfangreich im wunderbar gestalteten Buch „WIEN WANDERT“ beschrieben ist.
Das Häuserl am Himmel betrachten wir nur von der Hinterseite, macht es nicht besonders sympathisch, ein Waldweg leitet uns hinab nach Grinzing. Noch dazu ist er markiert, denn auf dieser Strecke verläuft auch der Wienerwald Verbindungsweg 444. Nur als Info für Weitwander-Nerds wie mich. Und dass dieser Weg hinab nach Grinzing, vorbei an Wäldern und Weingärten, auch als Paula-Wessely-Weg bekannt ist, erfahren wir erst in Grinzing.
Der Weg zur Straßenbahnstation in Grinzing entspricht für WeinliebhaberInnen einem Hürdenlauf und sollte es zu einer Einkehr kommen, dann müsste zu später Stunde sogar ein Orientierungslauf veranstaltet werden. Mit Hund im Anhang will ich mich aber den Spitzenweinen nicht hingeben und verlasse Grinzing ohne Schall und Rausch.
Aber ja, die Tour ist nachgehempfehlbar.
Kurzinformation
Kilometeranzahl, die mindestens notwendig ist, um diese Tour nachzugehen:
8,2 Kilometer
Zeit, die wahrscheinlich notwendig ist, wenn du so wie ich unterwegs bist:
2,5 Stunden
Räumliches Orientierungsvermögen, das du brauchst, um diese Tour nachzugehen:
passables, so wie das eines Eichhörnchens im Herbst
Kartenmaterial, das dir dabei hilfreich sein kann, um diese Tour nachzugehen:
freytag & berndt Stadtplan Wien 1:25.000; Bundesamt für Eich- und Vermessung Sonderkarte Wien & Umgebung 1:50.000
Ideale Jahreszeit, die dazu notwendig ist, um diese Herbsttour nachzugehen:
Herbst
Einsamkeitsfaktor, der entsteht, wenn du diese Tour im Herbst nachgehst:
rund um Gasthaus und Cobenzl eher wenig Einsamkeit
Naturcharakter, den du erfährst, wenn du diese Tour nachgehst:
90%: Wo zum Geier geht’s in die Stadt?, 10%: Wo zum Geier geht’s in die Natur?
Keine Kommentare - was hast du zu sagen?