Es geht los! Nach einem ausgiebigen Frühstück in meinem Elternhaus, schultern wir die Rucksäcke, ziehen uns die Wanderschuhe über und bevor wir mein Zuhause endgültig verlassen, besuchen wir kurz die Nachbarn und auch meine Verwandtschaft nebenan. Wir verabschieden uns von ihnen, den Katzen und den Schafen und gehen die paar Meter wieder retour zu meinem „Dahoam“.
Meine Schwester ist gestern Abend auch angereist und gemeinsam mit meinem Vater werden noch einige Erinnerungsfotos geschossen. Nach mehreren Umarmungen kehren ich und Maria meinem Elternhaus den Rücken zu und verschwinden langsam aber doch im Schacherwald. Diesen Weg bin ich hunderte Male, wenn nicht tausende Male gegangen. Immer wieder fällt mir auf, wenn etwas anders ist, wenn Bäume fehlen, wenn die Farben anders sind. Auf der Schotterstraße queren wir den Wald und blicken am anderen Ende des Schacherwaldes in die oberösterreischen Alpen vom Traunstein bis hin zum Großen Priel, Kremsmauer und zum Hohen Nock. All diese Berge befinden sich in unserem Blickfeld.
Kurz nach der kleinen Ansiedlung Wolfgangstein wandern wir nach Kirchberg mit der hoch gelagerten Kirche. Hier haben meine Eltern silberne Hochzeit gefeiert. Am Kirchenvorplatz machen wir kurz Pause und blicken von hier aus auf das Stift Kremsmünster und die Sternwarte.
Über einen Fußweg gelangen wir an der Berufsschule für Tischler vorbei zur Stiftsmauer und betreten das Gelände bei der Gärtnerei. Am Stiftsteich tummeln sich Enten und Schwäne sowie ein ganz junger Schwan-Nachwuchs. Vorbei an der Sternwarte erkunden wir das Areal des Stiftes Kremsmünster mit ihren Höfen und Kapellen. In der Stiftskirche wird gerade eine Messe abgehalten.
Ein schmaler und steiler Fußweg leitet uns hinab zum Marktplatz, wo ein Auto neben uns stehen bleibt. Mir winkt ein alter Schulkollege aus der HTL entgegen, er hat mich an meinem Rucksack erkannt. Da er gleich ums Eck wohnt, lädt er uns zu Rhabarberkuchen und auf ein Getränk zu sich nach Hause ein. Und dort planen wir auch die Route kurzfristig um. Dank seiner Hinweise gehen wir ein Stück der Krems entlang und wandern über die Teufelshöhlen zum Baum mitten in der Welt hoch. Und die Teufelshöhlen waren mir sowas von unbekannt, sind aber sowas von sehenswert.
Oben am Baum mitten in der Welt neben dem Vermessungsstein angekommen, machen wir im Schatten der Aussichtswarte Mittagspause. Warum diese kleine Warte auf einer Seite mit Tafeln abgedeckt ist und somit kein 360° Blick möglich ist, kann ich nicht erläutern. Vielleicht nach dem Motto: Ist das Kunst oder kann das weg?
Weiter geht’s über sanft auf- und absteigende Güterwege an einem Golfplatz vorbei hinab nach Pfarrkirchen. Etwas unspannend müssen wir nun an der Straße weiterwandern, ehe der Aufstieg zur Pfarrkirche Bad Hall ansteht. Ehrlich gesagt, ich hatte keine Ahnung wie die Kirche aussieht. Bad Hall kannte ich nur vom Durchfahren oder von der Therme her. Umso erstaunter war ich über das Erscheinungsbild der Kirche.
Der Kurpark ist nur mehr einen Katzensprung entfernt. Hier hat sich die halbe Bad Haller Bevölkerung eingefunden um den Linzer Quetschenspielern beim Musizieren zu lauschen. Sitzplätze sind begehrt, auch die schnellen Hände des Eismannes, der eine lange Menschenschlange abzuarbeiten hat.
Am Weg raus aus Bad Hall blicke ich auf die Wanderkarte, eigentlich nur um abzuschätzen, wie viele Kilometer uns noch erwarten. Da spricht uns schon jemand an, ob er uns helfen kann. Mit einem großen Rucksack am Rücken ist es ein leichtes Spiel ins Gespräch mit anderen Menschen zu kommen. Wie wenn man einen Hund dabei hätte.
Rund um uns donnert es, in den Voralpen waschlt’s ziemlich, nur wir kriegen nur ein paar Tropfen ab. Wir suchen uns den Weg durch Pesendorf und das östlich gelegene Waldstück zu den Feldwegen von Sierning.
Uns kommt am Feldweg ein Ehepaar entgegen. Mein erster Gedanke: Das ist doch der Willi Molterer, ehemaliger Vizekanzler. Als sie näher kommen, desto mehr verfliegt der Gedanke. Ähnlichkeit ja, aber wahrscheinlich nein. Sie sprechen uns auf unsere Rucksäcke an, wir quatschen ein wenig und verabschieden uns. Wenige Minuten danach treffen wir bei unserer Unterkunft ein.
Danke an Johannes und seiner Familie für die nette Bewirtung und die perfekte erste Nacht auf der Hoamatroas. Und dass wir Hasen streicheln durften.
Ich lerne dort u.a. ein Buch des Mundartdichters Franz Hönig kennen, der in einem Gedicht von einer „Roas nach Steyr berichtet“. Also sowas wie unseren kommenden Tag.
Aja, und es war doch der Willi Molterer. Ohne Bart habe ich ihn nicht 100%ig erkannt. ;-)
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