Drei Menschen, zwei Hunde, ein Ziel. Wer will schon Sonnenschein sehen, wenn man ebenso Nebel haben kann. Damit uns das grelle Etwas am Himmel nicht noch weiter die melancholische Herbststimmung verdirbt (Achtung: Sarkasmus), brechen wir auf eine Ruinen-Erkundungstour in die vernebelte Bucklige Welt auf. Begehen und weiterlesen auf eigene Gefahr.
Update 17.10.2016:
Das Bundesdenkmalamt hat der Privatstiftung Esterházy den Teilabriss der Ruine erlaubt. Die einheimische Bevölkerung wehrt sich dagegen, Zitat des Ortsvorstehers: „Mir versichern immer mehr Menschen, sich an den Protestaktionen zu beteiligen. Den Kampf haben wir zwar verloren, aber trotzdem werden wir unseren Unmut kundtun und nicht aufgeben. Wir werden gegen den Abriss demonstrieren. Notfalls kette ich mit an die Bagger“.
Weitere Informationen auf meinbezirk.at
Die Kurzinformationen und Übersichtskarte zu dieser Tour findest du am Ende des Berichtes.
Im Kelten-Dorf Schwarzenbach starten wir die Erkundungstour an der Hauptstraße nahe der Ortskirche. Eine Asphaltstraße in Schwarzenbach führt uns über den Schwarzenbach aus Schwarzenbach hinaus, interessanterweise befinden wir uns nun am Niederösterreichischen Landesrundwanderweg und folgen dem blau-gelb markierten Weg in Richtung Schön-Alm.
Ein schmaler Waldweg in einem teilweise verwachsenen Graben mit Edelkastanien führt uns wieder zur schon bekannten Asphaltstraße. Ein brauner Wegweiser zur Burgruine zeigt uns die weitere Gehrichtung auf einem Karrenweg. Am Rande einer Pferdekoppel endet der breite Weg jedoch abrupt. Laut Karte sollte es eigentlich geradeaus zur Ruine weitergehen, doch dichtes Gestrüpp und Elektrozäune halten uns davon ab. Wir umgehen die Pferdeweide am Osthang des Schlossberges im Herbstwald und treffen auf einen Weg, welcher zu meiner Überraschung mit einer grünen Farbe markiert ist.
Wir erreichen eine Waldlichtung, zu unserer Rechten zweigt eine Forststraße ab, vor uns erblicken wir die Mauern der Ruine Schwarzenbach. Die erste urkundliche Erwähnung vom „castrum Suarchumpah“ datiert aus dem Jahr 1254. Man schätzt, dass die Burg zum Ende des 12. Jahrhunderts erbaut wurde.
Das Herbstlaub hat den Untergrund weich geformt, Steinbrocken liegen am Boden, Wege sind ausgetrampelt. Wir erkunden das Innere der Ruine. Ein gotisch geformter Eingang fällt mir auf, es ist dies der Durchgang zur im 16. Jahrhundert erbauten Kapelle.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte unter dem Adelsgeschlecht Königsberg ein umfangreicher Umbau, die Grundmauern der ursprünglichen Burg blieben aber unverändert. Das nun bestehende Schloss wurde 1680 von der Familie Esterházy gekauft und befindet sich jetzt noch in deren Besitz.
Am Beginn des 19. Jahrhunderts gab die Familie das Schloss als Landsitz am Schlossberg bei Schwarzenbach auf, seither sorgt die Zeit für den Verfall. Die Ruine steht unter Denkmalschutz, weitere Gespräche betreffend einer möglichen Revitalisierung sind aber im Sand verlaufen.
An der Nordseite befindet sich wenige Meter unterhalb der Ruine ein Weg, welcher um die Ruine herumführt und in eine Forststraße mündet. Der Schotterweg leitet und wieder hinab nach Schwarzenbach.
Nach einem kleinen Spaziergang am Waldrand und am Bach entlang, landen wir wieder an der Asphaltstraße vom Beginn der Tour. Unser Ausgangspunkt ist nach wenigen Minuten erreicht. An unseren Sohlen klebt Erde von einem äußerst historisch wertvollen Ort, einer Ruine, welche im Moment dem Verfall preisgegeben ist.
Informationen zur Tour
Länge: 4,3km
Höhenmeter: 270m
Start: Schwarzenbach (Bushaltestelle vorhanden)
Weitere Informationen: Marktgemeinde Schwarzenbach, Bezirksblatt Bericht
Karten: ÖK50 5208, f&b Wk 023
Literatur: Burgen und Schlösser in Niederösterreich (Bahnmüller, Residenz, 2005), Die Burgen Niederösterreichs (Piper, Edition Winkler-Hermaden, 2012)
Karten und Literatur bei freytag & berndt, Wallnerstraße 3, 1010 Wien erhältlich, outdoor@freytagberndt.at, +43(0)1 533 86 85-15, www.freytagberndt.at
Sollten Fragen, Anmerkungen, Hinweise oder Ergänzungen auf der Zunge brennen, bitte entweder ein Kommentar am Beitragende hinterlassen oder eine E-Mail an martin@gehlebt.at senden.
Grober Wegverlauf
Schwarzenbach – Alm – Schlossberg – Ruine – Schwarzenbach
Weitwanderwege
Niederösterreichischer Landesrundwanderweg von Schwarzenbach bis zur Einzelsiedlung Alm
Übersicht
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