13 km | 500 Höhenmeter | 3,5 Stunden | leicht
Auf dieser Vormittagsrunde im südlichen Sierningtal treffen wir auf unvermutete Wärmequellen, genießen einen wunderbaren Rundumblick am Gfieder und entdecken so ganz nebenbei einige Naturdenkmäler.
Tourdaten: Warme Lucke & Gfieder
Ausgangs- und Endpunkt: Bushaltestelle Sieding (Ternitz) Bundesstraße (im Ort auch ein eigener Parkplatz für Naturpark-Besucher*innen)
Länge: 13 Kilometer
Höhenmeter: 500 m im Auf- und Abstieg
Dauer: 3,5 Stunden reine Gehzeit
Schwierigkeit: Technische einfach zu gehende Wege, keine besonderen Schwierigkeiten. Kurzes Steilstück am Weg rauf zur Warmen Lucke.
Orientierung: Durchgehend markierte, aber immer stets andersfarbig markierte Wege. Wanderkarte mitführen zahlt sich jedenfalls aus.
Literatur: Keine Literatur zu diesem Weg bekannt.
Karten: freytag berndt WK 022, BEV ÖK50 4212 und 5207
Einkehr: Gasthaus Strebinger in Sieding, Heurigenrestaurant Gfiederblick in St. Johann am Steinfelde.
Links:
> Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand
Öffentliche An- und Abreise: Mit dem Regionalzug von Wien über Wiener Neustadt bzw. von Payerbach-Reichenau kommend nach Neunkirchen. Hier umsteigen auf den Regionalbus 350 zum Ausgangspunkt. Alternativ von Wiener Neustadt mit dem Regionalzug nach Puchberg/Schneeberg, hier weiter mit der gleichen Linie.
Rauf zur Warmen Lucke
Unser Rundweg startet in der kleinen Ortschaft Sieding, verwaltungstechnisch gehört der Ort im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand zur Stadt Ternitz.
Die geplante Strecke führt uns vorerst neben der Straße auf einem rot markierten Trampelpfad an zwei Marterl vorbei auf der Südwestseite des Gösing. Wir passieren außerdem die Reste einer Einfriedungsmauer der Kirche St. Pankraz, welche bis 1898 an dieser Stelle gestanden hatte.
Kurz nachdem sich der Trampelpfad etwas von der Straße entfernt, weist ein Wegweiser zur „Warmen Lucke“ hin. Ein steiler, rot markierter und beschildeter Waldsteig führt in Serpentinen zum Naturdenkmal. Man ist sich jedenfalls über die Benennung der Höhle nicht ganz einig. Wandert man am Beginn des Steiges noch zur „Warmen Lucke“, zeigt uns ein Wegweiser bei der halben Strecke die „Warme Luke“ an, ehe am Naturdenkmal-Schild „Warme Lucken“ zu lesen ist. Auf der Homepage der Naturdenkmäler vom Land Niederösterreich ist die „Warme Lücke“ angegeben.
Die Höhle hat sich den Namen aber auf alle Fälle verdient. Oben am Loch angekommen, schlägt uns ein warmer Luftschwall entgegen, das Objektivglas der Kamera beschlägt sofort. Im Winter strömt im Schnitt eine Temperatur mit 15°C und einer Luftfeuchtigkeit von 95% bis 100% aus der Höhle, unter 11°C fällt die Temperatur nie[1]. An kalten Tagen sieht man Nebel aus der Höhle aufsteigen.
Auf einer Länge von 62m wurde die Höhle bereits erforscht und befahren, die erhöhten Temperaturen lassen auf eine Verbindung zur Thermenlinie Bad Fischau-Vöslau-Baden schließen. Die Einstiege in die Höhle sind aber sehr schmal und wirken einsturzgefährdet, Pirie sieht einem Einstieg skeptisch entgegen und rümpft die Nase.
Auf zum Gfieder
Wir steigen am selben Weg wieder zum Wanderweg ab und folgen weiter dem rot markierten Wanderweg. Er quert eine Forststraße und führt uns auf eine Wiese, die kleine Ansiedlung Hintenburg erkennen wir bereits. Wir orientieren uns am Wegmarterl, wandern die schmale Straße in den Ort und lassen die Häuser am Weingartenweg wieder hinter uns verschwinden.
Auf einer schönen, aussichtsreichen Schotterstraße erreichen wir bald das nächste Naturschauspiel. Vier leuchterförmige Föhren wirken wie Wächter über den Schwarzföhrenwald. Mit diesen Beschützern im Rücken lässt sich die Aussicht auf Sonnwendstein und Wechsel noch mehr genießen.
Kurz nach den eigenwillig gewachsenen Föhren verlassen wir den rot markierten Wanderweg und wechseln auf einen blauen Weg in Richtung St. Johann, ein Wegweiser zeigt uns den Weg. Ebenfalls befinden wir uns nun am Sierningtaler Rundwanderweg Nr. 2 und eine blau-gelbe Markierung lässt uns wissen, dass wir uns am ehemaligen 55 km langen Europäischen Wanderweg befinden.
Der Ort St. Johann am Steinfelde ist bald erreicht, besonders interessant wirkt die Pfarrkirche. An der Südseite weilt eine große Wandmalerei, auch im Inneren der Kirche befinden sich freigelegte gotische Wandmalereien. Die erste Erwähnung der Kirche erfolgte im 13. Jahrhundert, in den folgenden Jahrhunderten wurde die Pfarrkirche mehrmals verändert.
Wir durchqueren den Ort, wenden uns am Naturdenkmal „Roßkastanie“ [sic] nach rechts und überqueren den Sierningbach. Die blaue Markierung ist unser ständiger Begleiter, nach dem Ortsende von St. Johann biegt halbrechts eine Schotterstraße ab, blaue Markierung ist vorhanden. Kurz vor dem „Wasserhochbehälter Gfieder“ zeigt uns ein verwachsener Wegweiser und die Markierung den weiteren Weg an einem Schranken vorbei. Nun geht es teilweise sehr steil dem Gipfel entgegen.
Nach einer relativ kurzen Wanderstrecke erblicken wir die Gfiederwarte, dessen Stiegenaufgang wir dankend annehmen und sehr gerne empor steigen, die Bedingungen dafür sind ausgezeichnet. Erstmal erbaut im Jahr 1887 folgten Neubauten in den Jahren 1952, 1988 und 2004. Die Betreuung der Warte liegt beim Österreichischen Touristenklub, Sektion Ternitz.
Auf der Plattform angekommen, begeistert uns ein 360° Rundblick. Wenn der kalte Wind nicht so unangenehm in alle Kleidungsritzen kriechen würde, könnte es man hier länger aushalten. Im Sommer dann.
Zurück ins Sierningtal
Weiter auf der blauen Markierung, folgen wir an der kommenden Wegkreuzung dem Wegweiser nach St. Johann, abermals blaue Wegmarken. Es geht wieder bergab, der blaue Weg schlägt eine Rechtskurve, wir wechseln links auf einen roten Weg in Richtung Vierbrüderbaum.
Stur und ohne Kompromisse folgen wir der roten Markierung, erblicken bald zu unserer Linken das Schloss Vöstenhof und stoßen auf die Hinterseite des Vierbrüderbaumes. Vierbräuderbaum deshalb, weil diese Schwarzföhre mit vier Baumstämmen in den Himmel ragte. Ragte, denn ein Blitzeinschlag am 22. Juli 1972 ließ zwei Stämme verkohlen. Auch wenn die Infotafel den Vierbrüderbaum als Naturdenkmal bezeichnet, wurde 2010 der Naturschutz dieses Baumes aufgehoben.
Nur wenige Meter nach dem Vierbrüderbaum stoßen wir auf die letzte größere Wanderwegkreuzung an diesem Tag. Scharf von rechts stößt ein roter Weg aus St. Johann kommend hinzu, nach dem Wegmarterl biegt ein gelb markierter Weg rechts ab, diesen wandern wir bergab und folgen dem kommenden Güterweg wieder in die Zivilisation.
Ein wunderbarer Blick auf die felsigen Abstürze des Gösing landet vor unseren Augen. Auf den davor liegenden Wiesen und Feldern erkennt man ein von der Wiener Wasserleitung bekanntes Wasserleitungshäuschen. Eine Stichleitung von der Quelle Stixenstein im Sierningtal versorgt die Hauptwasserleitung im Steinfeld mit zusätzlichem Quellwasser.
Im Ort Sieding halten wir uns rechts, die Bachgasse führt uns zwar in eine Sackgasse, doch nur für Autos. Wir erreichen über einen Holzsteg die uns schon vom Start bekannte Straße.
Wieder einmal geht eine interessante und abwechslungsreiche Wanderrunde zu Ende. Auf den Geschmack gekommen? Hör dir keine Reden von Politiker*innen mehr an, sondern besuche die Warme Lucke – kommt aufs Gleiche raus.
4 Kommentare
Sehr nette Runde, die ich in größeren Teilen kenne, u.a. von einer Wanderung mit Martin Seemann. An der warmen Lucke bin ich schon vorbeigekommen, war aber zu faul, raufzugehen – wusste auch nicht, dass es sich lohnt.
Die leuchterartigen Föhren heißen auch Sesselbäume.
Die Wanderung und Fotos im Bereich des Siernigtales habe ich mit Freude verfolgt. Als ehemaliger Ternitzer, Bergsteiger und Höhlenforscher glaube ich sagen zu dürfen, daß ich diese schöne Landschaft von der Flatzerwand, Gösing etc. bis zum Schneeberg auf Grund vieler Touren in meiner Jugend gut kenne. Seit 46 Jahren lebe ich im Steirischen Ennstal. Am 15. Juni geht es wieder einmal auf den Schneeberg. Ich freue mich darauf.
Weiterhin viele schöne Touren wünscht Willi
Kann nur danke sagen, bin durch Zufall auf diese Seiten gekommen.
Wegen der Beziksblätter unter Warmer Lucken, ist ja nicht weit weg von unser einem. Man weis es halt nicht.
Nochmals danke für diese ausführliche Info, Seiten sind gespeichert. Ich weis schon lange das wir in einer unglaublichen Landschaft wohnen.
Hallo Wilhelm!
Danke für dein Kommentar, freut mich, dass du fündig geworden bist. :-)
Liebe Grüße, Martin