Am Ende des Tourenberichtes der kurzen Runde durch die Johannesbachklamm bei Würflach vor ein paar Tagen hatte ich es schon erwähnt. Es soll diese Woche noch eine Tour geben, die meine internen Akkus wieder auffüllen soll. Diese Tour hatte ich gestern absolviert, nicht weit von meinem Wohnort entfernt in den Fischauer Vorbergen bei Bad Fischau. Weglose Kraxeleien, spannende Plätze, interessante Weitblicke, dunkle Höhlen, Sagen und Mythen sowie plätschernde Bächlein haben diesem Wandertag die Perfektionskrone aufgesetzt.

Tourdaten: Fischauer Vorberge

Streckenlänge: 17,2km
Höhenmeter: 760m
Start- und Endpunkt: Ortszentrum Bad Fischau (Kirche, Thermalbad)
Einkehrmöglichkeit: am Weg selbst keine, das Haus an der Eisensteinhöhle wird im Moment saniert (Jänner 2015), Einkehrmöglichkeiten im Ortszentrum von Bad Fischau
Karten: fb WK 012, BEV ÖK50 5201
Wanderführer der Region: Rother Wanderführer Wiener Hausberge, Rother Wanderbuch Mit Bus und Bahn in die Wiener Hausberge

Download file: BadFischau_groessenberg.gpx

Start in Bad Fischau-Brunn

Die Stationen meiner Wanderrunde habe ich mit meinem Gewissen schon vorab ausgemacht, die Wege dazwischen werden jedoch erst ab dem Zeitpunkt entstehen, wenn es dazu notwendig ist. Mit dabei ist, wie könnte es anders sein bei so einer Wandertour: die fleißige Wanderhündin und Hundemodel Pirie.

Die Marktgemeinde Bad Fischau-Brunn, westlich von Wiener Neustadt gelegen, dient als Ausgangspunkt. Der Ort liegt eigentlich an zwei Bahnlinien (nach Puchberg/Schneeberg und Gutenstein) und wird dementsprechend oft angefahren. Im Ortszentrum nahe dem Thermalbad bei der Kirche leiten die ersten Wegweiser von der Hauptstraße weg und führen uns in das „Wanderverteilzentrum“. Viele, viele Wege führen durch die nördlichen Fischauer Vorberge. Nur die wenigsten sind markiert und sind auch in Wanderkarten eingezeichnet. Doch lohnt es sich auch mal die unmarkierten, eher unscheinbareren Wege zu gehen und den Entdeckungsdrang hochkommen zu lassen, je nach Orientierungsvermögen natürlich.

Noch bleiben wir der schmalen Asphaltstraße treu und folgen brav den Wegweisern zur Eisensteinhöhle. Leicht bergauf führend erreichen wir die versperrte Schauhöhle, das Gasthaus kann zwar mit offenen Türen und sogar Fenstern dienen, aber nur weil es im Moment (Jänner 2015) saniert und renoviert wird. Zur Wandersaison 2015 sollte die Gaststätte aber wieder ihren Betrieb aufnehmen. Die zu den größten Höhlen Niederösterreichs gehörende Eisensteinhöhle kann von Mai bis Oktober jedes 1. und 3. Wochenende im Monat im Zuge einer Führung besichtigt werden.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Wir spazieren an der Hütte vorbei und folgen dem markierten Wanderweg nach Westen. Nach wenigen Minuten könnten wir rechts einem gelb markierten Weg bergauf folgen, machen wir aber nicht. Unser Weg führt uns nun weglos über eine Wiese, an einem Hochstand vorbei zu einem, wohl auch im Sommer, sehr ruhigen Plätzchen. Ruhig ist auch das angrenzende Trockenrasengebiet, welches seit 1980 als Naturdenkmal geführt wird.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Das Wetter heute ist frühlingshaft, eines 22. Jänners nicht würdig. Die Jacke kommt bei dieser heutigen Tour so gut wie nie zum Einsatz.

Irgendwie „wurschteln“ wir uns hinab zur Schotterstraße und wenden uns nun dem Berg zu. Eine blaue Markierung führt uns nach einem Weingartenspaziergang wieder in den Föhrenwald, wenden uns jedoch wiederum bald vom markierten Weg ab und folgen anfangs noch Trampelpfaden bergwärts, später weglos, in Richtung unseres nächsten Zieles: dem Marmorsteinbruch Engelsberg. Mit übermäßigem Handeinsatz hieve ich mich und meinen Rucksack über einige Felsen, Pirie dagegen springt engelsgleich über Stock und Stein.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Wir treffen auf eine Schotterstraße und diese sagt mir, dass der Steinbruch nur mehr einen Steinwurf entfernt liegt. Im ehemaligen Marmorsteinbruch Engelsberg, alias „Geotop“, wurden nachweislich im Jahr 1698 die ersten Abbauarbeiten getätigt. Besonders von intensivem Abbau geprägt waren die Jahre 1860 bis 1901 sowie die Jahre vor und nach dem zweiten Weltkrieg. Die Blöcke, welche jetzt noch im Gelände verstreut herumliegen, wurden schlicht und einfach nicht mehr abtransportiert. Auf einem Marmorblock entdecke ich, wieder einmal, den Namen „Kyselak„. Der Hofkammerberater soll mir heute noch drei Mal unterkommen.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Der Engelsberger Marmor lässt sich unter anderem im Stephansdom, in der Neuklosterkirche in Wiener Neustadt und im Kunsthistorischen Museum Wien wiederfinden. Und wenn dir noch der ehemalige Südbahnhof in Wien geläufig sein sollte, die Wandverkleidung der Halle stammte ebenfalls aus diesem Steinbruch.

Einige Rastplätze und Bänke laden zum Verweilen ein, unserem langen Aufenthalt an dieser Stätte ist auch dem grandiosen Ausblick auf das Steinfeld, Rosaliengebirge und Bucklige Welt geschuldet.
Noch mehr Informationen zum Marmorsteinbruch Engelsberg findest du auf bau:kunst:geschichten.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Die Schotterstraße führt uns wieder aus dem Steinbruch heraus und leitet auf markierte Wanderwege. Gut beschildert und mit roten Farbmarken versehen ist der Weg zum 605m hohen Größenberg, der höchsten Erhebung dieser Wandertour. Vor zwei Jahren im Februar standen wir auch auf diesem Gipfel, bei jedoch gänzlich anderen Winterbedingungen. Am Gipfel selbst erwartet uns kein Gipfelkreuz oder Gipfelbuch, dieses steht ca. 30 Höhenmeter unter uns. Dafür befindet sich eine Sitzbank am Gipfel mit „Kyselak“-Inschrift, gut ausgerichtet auf Hohe Wand und Schneeberg.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Die Zeitpunkte mehren sich, in denen Wolkenbänder vor der wärmenden Sonne landen und die Temperaturen nicht mehr westentauglich werden. Zeit zu gehen.

Das Gipfelbuch ist direkt am „Gipfelkreuz“ montiert, dieses befindet sich ein paar Meter abseits des Weges, aber gut erkennbar. Auch treffe ich hier zwei weitere Kyselak-Inschriften. Vor allem in der Region der Gutensteiner Alpen kommt mir diese Markierung immer wieder in die Quere. Da ist jemand wohl besonders motiviert, die Nachfolge des ersten „Graffiti-Künstlers“ anzunehmen.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Die rote Markierung führt uns auf Waldwegen weiter bergab und folgen an der kommenden Wegkreuzung dem Wegweiser „Malleiten – Wöllersdorf“. Wir umgehen auf markierten Wegen die Burgstallhütte, welche über unseren Köpfen am Hügel thront und vom Tal in der Neuen Welt gut zu sehen ist. Diese befindet sich aber im Privatbesitz, Besuch ist eher unerwünscht.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Nach einigen gut markierten Wegkreuzungen landen wir wieder in freiem Gelände, bewegen uns am Wiesenrand entlang, vor uns erkennen wir ein grün-weißes Haus, die ehemalige Gaststätte Finkenhaus ist nun ebenfalls im Privatbesitz.

Wir überqueren die Verbindungsstraße Dreistetten-Bad Fischau und wenden uns dem linken Wanderweg zu, vor allem folgen wir dem Wegweiser zum Zigeunerloch Wöllersdorf. Die grüne Markierung leitet uns tiefer in den Marchgraben und zum im Graben fließenden Marchgrabenbach. An einem Wiesengelände führt ein Holzsteg über den Bach zu einem Rastplatz und zum Zigeunerloch, einer ca. 7m langen Höhle. Die Höhle diente angeblich einer Zigeunerin namens Rosa Bella als Unterschlupf.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Wieder zurück am Weg im Marchgraben erreichen wir bald die Karolinenruhe, in den Wanderkarten als Waldandacht bezeichnet. Jemand macht sich offensichtlich die Mühe, neue Kerzen aufzustellen und anzuzünden, jedoch nicht die alten Kerzen wegzuräumen.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Kurz vor dem Waldspielplatz Wöllersdorf hängt ein Viersitzer-Fahrrad am Baum. Warum, das erfährst du aus den Info-Schildern.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Direkt am Spielplatz biegen wir blau markiert nach rechts Richtung Bad Fischau ab, wenden uns aber sogleich links einem roten Weg zum Teufelsmühlstein zu, welchen wir nach wenigen Minuten Aufstieg erreichen. Eine interessante Erklärung zur Namensbezeichnung des Naturdenkmales habe ich auf KultKraftPlatz gefunden:

Eines Tages gefiel es dem Teufel auf dem steilen Talhang des Marchgrabens eine Mühle zu errichten. Es floß damals ein Bächlein den Berg hinunter, mit welchem er seine Mühle zu betreiben gedachte. Als er diese fertig gebaut hatte und ihr das Wasser zuleiten wolle, versiegte dieses plötzlich.

Nun wollte er das für seine Mühle notwendige Wasser aus dem kleinen Bach im Marchgraben den Berg hinaufschaffen. Er benutzte dazu eine Rinne, die stets solange das Wasser hielt, bis sich der Teufel mit seiner Last die halbe Höhe zur Mühle hinaufgeplagt hatte. Dann rann das Wasser wieder durch das Gitter der Rinne und der Böse hatte sich umsonst geplagt.

Darüber wurde er so zornig, dass er mit seinen Fäusten nicht nur die mühsam erbaute Mühle, sondern auch den Berg ringsum zerschmetterte. Aus dessen Trümmern entstanden dann jene seltsam geformten Felsgebilde, die überall am Steilhang im Wald umherliegen und stehen. Die auffallendste dieser Felsgruppen ist der Teufelsmühlstein, welcher laut Sage aus den beiden mächtigen Mühlsteinen entstanden ist, die übereinander zu liegen kamen und so bis zur heutigen Zeit liegen.

Persönlich kann ich behaupten, dass man am Teufelsmühlstein sehr ruhig und vorsichtig wird und genießt den Aufenthalt an dieser wunderbaren Steinskulptur.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Nach dem Besuch des Mühlsteins steigen wir weiter bergauf und treffen nach wenigen Minuten auf einen rot markierten Wanderweg, welchem wir rechts abbiegend folgen. Besonders prägend für den Malleitenberg, in dessen Gebiet wir uns hier bewegen, ist die Steinereben, eine steinige Hochfläche im Wald. Mir erscheint dieses Gebiet besonders interessant und wende mich wieder vom Weg ab. Die Steine wirken, als hätte sich jemand die Mühe gemacht diese übereinander zu legen. Jedenfalls fällt mir ein kleines, rotes Kreuz auf, vielleicht ein Gipfelkreuz? Wobei der höchste Punkt in diesem Gelände schwer auszumachen ist.

Große Mühe hat sich jener Mensch gemacht, der oder die einen hölzernen Liegestuhl hier auf diese Hochfläche gezerrt hat. Man will doch auch in der Natur bequem liegen, gell? :)

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen

Wieder zurück am normalen Weg, lässt der Steinerne Stadl nicht lange auf sich warten. Ein Schild am Hauptweg weist den Weg, nach zwei Gehminuten ist die Naturbrücke erreicht. Der im Volksmund genannte Steinerne Stadl diente in der Vergangenheit einigen Menschen als Unterschlupf, Funde aus der Jungsteinzeit und aus der Eisenzeit deuten auf eine frühe Nutzung der Höhle hin. Seit 1957 gilt die Steinbrücke als Naturdenkmal. Am Stadl erkenne ich einen Boulderer am Felsen hängen, mit ihm unterhalte ich mich kurz, denn auch der Klettermensch hat tierische Begleitung mit und Pirie hat nun endlich einen Spielkameraden getroffen.

Steiniger Rundweg in den Fischauer Vorbergen
Aussichtsplatz am Blumberg.
Aussichtsplatz am Blumberg.

Wir marschieren wieder zum Wanderweg retour und treffen an der kommenden Wegkreuzung auf den Weitwanderweg Wiener Alpenbogen, welchem wir bis Bad Fischau folgen. Auf gut beschilderten und gemütlichen Waldwegen queren wir abermals die Verbindungsstraße Dreistetten-Bad Fischau und nähern uns merkbar dem Ort. Wir treffen wieder Menschen, queren mehrere Male einen Waldlehrpfad und landen nach dem Besuch des Aussichtsplatzes Blumberg wieder in Bad Fischau. Ein genussvoller Wandertag geht zu Ende, ich hatte Spaß, Pirie hatte Spaß, was will man mehr.


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Ein Kommentar

  1. Schönen guten Nachmittag!

    Habe Ihre/Deine Wanderung mit großer Aufmerksamkeit gelesen, sehr gut beschrieben – lebhaft und interessant!
    Die Bilder einfach nur schön!

    Vielen Dank und alles Gute weiterhin – wünsche noch viele erlebnisreiche Touren in unserer schönen Heimat!
    Lieben Gruß, Margret

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