Gefährliches Nichts-Tun

Engagement älterer Personen ist zu wenig. Wäre man endlich bereit, Jugendliche in ihrem Tun zu unterstützen?

Prinzipiell ist es wirklich positiv zu sehen, wenn Jugendliche (denen immer zu Unrecht nachgesagt wird, dass sie sich nicht für Politik interessieren) ihr politisches Engagement an die Öffentlichkeit bringen. Sonst wird die Politik weiterhin lieber den Interessen der laut schreienden Wirtschaft folgen, als der meist recht leisen Bevölkerung.

„There is no Planet B“, lautete die durchgehende Devise der „streikenden“ Schüler und Schülerinnen. Und neben – wetterbedingt in Westösterreich – vielen Witterungsschutzelementen sah man auch viele Anti-Regierung-Plakate. Manche Eltern werden von ihren Kindern zur Rede gestellt, weil sie selbst zu wenig tun und die meisten in ihren Hamsterrädern gefangen sind. Bei konservativen Politikern läuft man mit Grüne-Erde-Aktivitäten ohne fast immer gegen eine starre Mauer. Die Demo als Wohlfühlevent, dankenswerterweise sogar vom Bundespräsidenten unterstützt. Aber sind wir eingefahrenen Menschen wirklich bereit, unsere Bequemlichkeit und auch einen Teil unseres Wohlstandes zu opfern? Aus überheblicher Sicht also: keine Steak aus Argentinien, kein Wochenendtrip nach London, keine im Billiglohnland hergestellten Luxus-Klamotten, kein neuer SUV. Denn es sind die nicht nachdenkenden Konsumenten, auf die es ankommt.

Die Regierungsparteien sprangen nicht auf den Demo-Zug auf. Sie warnten davor, Umwelt- und Humaninteressen vor den Schutz der Wirtschaft zu stellen. Der Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes 2018 zeigt erfreulicherweise, dass die Industrie trotz Konjunkturhochs mittlerweile weniger Emissionen ausstößt, diese aber für ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten und in Österreich noch immer viel zu hoch sind. Schuld an dem seit 2015 wieder steigenden Anstieg klimaschädlicher Gase ist der Autowahn und SUV-Wunschgedanke der älteren Generation. Denn das Auto als Statussymbol ist bei der jungen Generation weniger verankert, was man angesichts des Wachstumsstreben gerne vergisst. Nachdenken wirkt!

In diesem Sinne sollten bitte viel mehr Menschen über ihre Entscheidungen nachdenken. Und außerdem mit Auswirkungen konfrontiert werden. Wo ist eine Demo für Kostenwahrheit von Produkten oder ökologische Steuern?

Die Sache ist weniger komplex als viele kommunizieren

Klimawandel gibt es seit es ein Klima auf dem Planeten gibt. Zweifellos verändern aber auch der Erfolg des westlichen Lebensstiles, der erst dank Globalisierung und Auslagerung umweltschädlicher Produktion in Billiglohnländer erst so richtig in Fahrt kam, und das geldgetriebene Denken das Klima. Wobei man nie vergessen sollte: Unser Lebensstandard und der Schrei nach billigen Produkten holt viele Menschen, die Produkte für unseren Wohlstand herstellen, nicht aus der Armutsfalle. Der beste „Klimaretter“ wird die Erkenntnis sein, dass unser Planet endlich ist und alles was wir tun Auswirkungen hat: Wo keine gesunden Ressourcen, da keine Lebensgrundlage. Aber das kann sich niemand ernsthaft wünschen. Schon gar nicht in den alteingesessenen westlichen Ländern, die aus Ressourcenmangel bereits jetzt eine Art Raubbau betreiben, um den Wohlstand zu erhalten. Die Klimasache ist also zum Glück einfacher, als viele Wandelgegner es bezeichnen mögen. Aber lebenserfahrene Menschen, die halbwegs denken können, sind sicher bereit, simple Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen. Und endlich Verantwortung zu übernehmen. Die Alten und die Entscheidungsträger von heute werden den Jungen die Konsequenzen übertragen. So oder so.

Dies ist ein Kommentar zum Kommentar „Gefahrloser Wohlfühl-Event“ von Martina Salomon aus dem Kurier vom 16.03.2019.


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2 Kommentare

  1. Hallo Martin,

    ich hab ganz zufällig deinen Blog gefunden und ich bin froh darüber, weil die Beiträge interessant sind, ich glaube du hast eine neue Leserin :)

    LG

    A.

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