Wasser in einem schmalen Rinnsal plätschert neben der Straße langsam bergab. Hier ist es das Normalste der Welt, dass eine kleine Wasserstraße unter parkenden Autos hindurch fließt. Niemand hat sich wohl jemals Gedanken darüber gemacht, hier hat sich auch generell nicht viel verändert. Das 450 Jahre alte Rathaus steht wie eh und je am selben Fleck. Am davor stehenden Pranger ist noch immer ein Verbrecher angekettet – jedenfalls würde man es vermuten, wenn man nicht wüsste, dass wir das Jahr 2015 schreiben.
Zur Rechten lädt uns ein offenes Tor in den Innenhof eines Heurigen ein: „Ausgsteckt is‘.“ Die Einladung nehmen wir vorerst noch nicht an. Wir spazieren weiter zum Weinwanderweg in Gumpoldskirchen. Und zwar zum neuen Weinwanderweg, der erst noch feierlich eröffnet wird. Ich habe den Weg vorab für euch getestet.
Anmerkung: Der WeinWanderWeg ist im Buch zum Beethoven-Wanderweg 40 beschrieben.
Kurzinformationen zum Weinwanderweg Gumpoldskirchen
Länge: 1,25 km
Höhenmeter: 70 m
Charakter des Weges: sehr einfach
Start- und Endpunkt: Willkommenstafel Weinwanderweg, Rückseite des Deutschordensschloss
Öffis: Mit der S-Bahn von Wien oder Wiener Neustadt nach Gumpoldskirchen, dann die Wiener Straße 10 Minuten Richtung Zentrum gehen.
Parkplatz: wenige Parkplätze im Zentrum, markierte Parkplätze an der Ecke Badenerstraße/Neustiftgasse
Einkehrtipps: Altes Zechhaus – Familie Krug, Weingut Rieger, Heurigen-Restaurant Schalek, weitere Einkehrtipps hier aufgelistet
Nächtigungstipps: Winzerhof Vöhringer, Hotel Landhaus Moserhof, Heuriger Grill, weitere Unterkünfte hier aufgelistet oder Informationen im Tourismusbüro erfragen
Literatur: Der WeinWanderWeg ist im Buch zum Beethoven-Wanderweg 40 beschrieben.
Wanderbücher der Region: Rother Wanderführer Wien-Wienerwald, freytag & berndt Wanderatlas Wienerwald,
Karten: fb WK 011 Wienerwald 1:50.000, BEV ÖK50 5325 oder BEV ÖK25V 5325-Ost, Kompass WK 208 Wienerwald 1:25.000
Weinwanderweg Gumpoldskirchen
Leicht bergauf führt uns die Pflasterstraße neben dem Rathaus zum Kirchenplatz vor der Pfarrkirche St. Michael und dem Deutschordensschloss. Zur Linken wartet eine überdimensionale eiserne Reblaus auf uns, direkt angrenzend ein Denkmal für den Volksschauspieler Hans Moser, welcher sich in den Weinmarkt Gumpoldskirchen etwas verguckt hatte.
Der Weinwanderweg (auch Wein Wander Weg) startet am Hintereingang des Deutschordensschlosses an der Tafel „1“. Der Weinwanderweg ist im Grunde kein neu errichteter Weg. Schon im Jahr 1975 wurde der Weinwanderweg angelegt, die Beschilderungen und Tafeln wurden nach Schäden immer wieder aufgerichtet. Doch aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Tafeln, naja, einfach nicht mehr zeitgemäß waren. Die neue Gestaltung ist gut gelungen, widerspiegelt den aktuellen Zeitgeist und mittels eigenem QR-Code können mobile, smarte Menschen gleich die aktuellen Aussteckzeiten in Gumpoldskirchen abfragen. Für die Zeit nach dem Wanderweg nicht unvorteilhaft.
Insgesamt 14 Wissensstationen informieren über den Weinbau im Allgemeinen und über Gumpoldskirchen im Speziellen. So erfahren wir Wissenswertes über den optimalen Bodenaufbau oder wie aus der Traube ein Wein wird.
Der Weinwanderweg ist 1,25 Kilometer lang und wird uns somit kaum unsere Grenzen aufzeigen. Meist wandert man auf Schotterwegen, teilweise auf Asphaltstraßen und auf Wiesenwegen. Es ist ein schöner Spazierweg ohne besondere Herausforderungen. Auf der Wanderstrecke steigt man circa 70 Höhenmeter gen Himmel, höher hinaus kommt man am Klettergarten neben dem Weinwanderweg.
Doch nicht nur selbst platzierte Infotafeln erwarten dich am Weinwanderweg. Die Wetterschießhütte mit originalem Schalltrichter und der Wetterschutzschirm befinden sich kurz vor der Station „9“ (siehe Bild unten). Beide Konstruktionen sollten Gewitter- oder Hagelwolken eindämmen. Mit der Wetterschießhütte verfolgte man das Ziel, Druckwellen einer mit Schießpulver ausgelösten Explosion, über den Trichter auf Gewitterwolken zu ballern, um diese vorzeitig zu entladen und die Weingärten vor dem Gewitter zu schützen. Das eiserne Dach des Wetterschutzschirms soll den Wolken sogar Elektrizität entzogen haben. Über die Wirkungskraft beider Konstruktionen ist man sich jedoch nicht einig.
Schotter- und Asphaltwege lassen wir bald hinter uns und wenden uns einem schönen Wiesenweg direkt neben Weinreben zu. Mit wunderbaren Blicken auf Gumpoldskirchen und das Wiener Becken wandern wir wieder abwärts.
Die Pfarrkirche St. Michael drängt sich stets in das Panoramabild. Je mehr wir sich ihr wieder nähern, desto eher kommen wir dem Ende des Weinwanderweges nahe.
Wir stoßen wieder auf die Willkommenstafel am Deutschordensschloss und blicken auf einen gemütlichen, sehr informativen und aussichtsreichen Themenweg zurück. Und nun wenden wir uns wieder dem Ortszentrum zu und verkosten die wunderbaren Resultate der Gumpoldskirchner Weinhänge.
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