4,4 km | fast keine Höhenmeter | 1,5 Stunden | leicht
Dieser Ende 2020 neu errichtete Wanderweg ist der kürzeste und zugleich der urbanste aller Wiener Stadtwanderwege. Mehr Autos als Bäume begegnen uns auf diesem Weg, obwohl die Flora und Fauna der Wiener Gemeindebauten im Mittelpunkt stehen. Informationen dazu bieten teils versteckte Tafeln. Mit dieser „Anleitung“ findest du alle neun Stationen.
Tourdaten: Wiener Stadtwanderweg 11
Ausgangspunkt: Bruno-Kreisky-Park, U4 Station Margaretengürtel, 1050 Wien
Endpunkt: Amalienbad, U1 Station Reumannplatz, 1100 Wien
Länge: 4,4 Kilometer
Höhenmeter: unwesentlich
Dauer: 1,5 Stunden
Schwierigkeit: Nur Asphaltwege, auf Autoverkehr achten – leicht.
Orientierung: Keine Wegweiser oder Markierungen vorhanden, Orientierung nach GPS-Track.
Literatur: Keine Literatur bekannt.
Karten: Stadtplan Wien
Einkehrmöglichkeiten: Alles und nichts. Am Gürtel bei der Bäckerei Mann an Station 3 befindet sich die Stempelstation.
Hunde: Geh mit dem Hund bitte andere Wege als diesen hier.
Weitere Links:
> alle Wiener Stadtwanderwege auf gehlebt.at
> wien.gv.at
Öffentliche Anreise: Mit der U-Bahn-Linie U4 direkt zum Ausgangspunkt, Station Margaretengürtel, Ausgang Morizgasse.
Es lebe der Gemeindebau
Ein regnerischer Wintertag gestaltete die Kulisse rund um meine Begehung dieses neuen Stadtwanderweges in Wien. Auf neun Infotafeln erfahren wir allerlei über Flora, Fauna und den Klimawandel in den Wiener Gemeindebauten. Und erfahren gleichzeitig vieles über den übermäßigen Verkehr am Gürtel mit eigenen Augen. Man muss das Gehen an sich jedenfalls schon sehr mögen, um diesen „Stadtwanderweg“ – obwohl der kürzeste aller Wege – auch vollständig zu absolvieren.
Rein ins Getümmel
Es geht los am Bruno-Kreisky-Park im fünften Hieb. Hier heißt’s gleich mal aufpassen, nachdem wir die U4 Station Margaretengürtel zur Morizgasse verlassen haben, denn hier quert der Wientalradweg und zugleich einige Radfahrer*innen. Einmal quer durch den Park zum Gürtel mit Zwischenstopp bei Ulli Sima und einer Infotafel: „Erleben Sie auf dem Wanderweg hautnah die atemberaubende Flora und Fauna des Gemeindebauhabitats“ steht auf dem Schild geschrieben, darüber ist ein Feldhase abgebildet. Ich weiß nicht genau, in welches Jahrhundert ich zurückblicken muss, um einen Feldhasen im Bereich des heutigen Gürtels erspähen zu können. Die „atemberaubende Flora und Fauna“ besteht in dieser Gegend hauptsächlich aus Autos. Falls sich doch ein Hase hierher verirren würde, hoppelt er nicht lange.
Eine Beschilderung suche ich am Stadtwanderweg 11 vergeblich. Hätte ich mich außerdem an den Track im Wiener Stadtplan orientiert, wären mir einige Infotafeln verwehrt geblieben. Wer also an wirklich allen neun Stationen vorbeikommen will, folgt mir einfach.
Hochalpin? Ok, cool!
Und das gleich mal über die Schönbrunner Straße und Margaretengürtel hinweg auf den breiten Grünstreifen im Gürtelbereich, hier genannt Stefan-Weber-Park. Nach der Margaretenstraße lande ich im Margaretengürtel-Park, wie stimmig. Hier verirrt sich ein kleines Taferl in der großen Wiese, das ist Station Nummer 2 (Station 1 war das Startschild). Vor mir der Haydn-Hof, hinter mit der Franz-Domes-Hof, beides Gemeindebauten und um die geht’s ja auf dieser Strecke. Ganz klar sind mir die Infoblöcke nicht allesamt: „Trotz der zum Teil hochalpinen Lage des Gemeindebauhabitats werden sämtliche Rettungseinsätze von der Wiener Berufsrettung durchgeführt. […] Geraten Sie also in Bergnot, rufen Sie am besten 144.“ Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie viel Selbstironie in solchen Texten steckt.
Die dritte Station, Leopoldine-Glöckel-Hof, befindet sich kurz vor der Stempelstation bei der Bäckerei Mann. Der Gemeindebau gegenüber? Haydn-Hof. Der in der Station genannte Hof befindet sich nämlich erst auf der anderen Seite der Steinbauergasse, verwirrend das alles.
Der Reumannhof befindet sich zu meiner Linken, die Station dazu zwischen zwei Bolzplätzen bei einer Trinkwasserstelle. Hier geht’s nun erstmals um Hitzetage und klimatische Bedingungen. Ich glaube ja, dass dieser Weg absichtlich zwischen den Gürtelstraßen entlang führt, um sich des absurd starken Verkehrs am 30. Dezember inmitten eines Lockdowns bewusst zu werden. So geht es mir zumindest.
Wechsel der Himmelsrichtung
Ich passiere eine Kunstinstallation „Wohnen seit 1919“ und spaziere nun parallel zum Gaudenzdorfer Gürtel zur Straßenbahnstation Eichenstraße. Wer mal eine kurze Autopause braucht, kann hier die Kreuzung unterirdisch in den Herweghpark queren. Alle anderen können oben mit einem leichten Schlenkerer übersetzen. Auf einem kleinen gepflasterten Vorplatz entdecken wir Station Nr. 5: Herweghhof / Julius-Popp-Hof.
Einmal quer durch den Park, einmal quer über den kommenden Parkplatz und auf Höhe des 48er-Hauses (begrünte Fassade) links den Margaretengürtel queren.
Station 6 liegt etwas abseits des Gürtels vor dem Matzleinsdorfer Hochhaus in der Leopold-Rister-Gasse, siehe Zacken im GPS-Track. Hier fragt uns eine ältere Dame auf der Infotafel (nicht zum ersten Mal), ob sie von uns ein Wanderselfie schießen soll. Auch hier wieder frage ich mich, ob das ironisch sein soll und bleibe ratlos zurück.
Unterhalb der Gürtellinie
Kurze Zeit später lande ich am wohl aktuell grauslichsten Platz Wiens, dem Matzleinsdorfer Platz. Diesen Knotenpunkt will ich schnell hinter mich bringen. Denn ich bin ja auf der Suche nach der Station 7, deren Tafel nun direkt an der Fassade am Julius-Ofner-Hof angebracht ist. Kurz danach verlasse ich nun die Gürtellinie, bewege mich südwärts Richtung Favoriten und unterschreite auf der Landgutgasse die Bahnlinien.
Lohnenswert und eine freudige Abwechslung ist ein Abstecher in den Waldmüller-Park, um das hektische Treiben auf den Straßen mal kurz beiseite zu legen. Der Stadtwanderweg 11 führt jedoch der Landgutgasse entlang zur Laxenburger Straße, auf welche ich rechts abbiege, aber davor noch die Straßenseite wechsle. Denn ansonsten würde ich die Backsteine des Magistratischen Bezirksamt und den Zürcherhof nicht hautnah entdecken.
Nach dem Zürcherhof geht’s links in die Erlachgasse zum Viktor-Adler-Markt. Wer will, kann sich mit einer Stelze to go auf die Favoritenstraße werfen und zur letzten Station am Amalienbad schlendern. Der Stadtwanderweg 11 ist gemeistert. Ich muss ja ehrlich gestehen, dass mich die Flora und Fauna des Wiener Gemeindebau-Habitats nicht wirklich gepackt hat. Da sich meine Architektur-Kenntnisse auch eher in Grenzen halten, hab ich bei dieser Tour wenig Spannendes für mich entdeckt. Liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht in die hochalpinen Bereiche des Gemeindebaus vorgedrungen bin.
3 Kommentare
Interessant, ich wohne seit bald 50 Jahren nicht mehr in dieser Gegend – aber das Hochhaus ist mir noch immer eindrucksvoll in Erinnerung. Sogar aus diesem seltenen Winkel abgebildet, habe ich es sofort erkannt.
Hallo Martin!
Gratulation zur Website, dies ist der erste Beitrag, den ich hier lesen darf. Ich hoffe, es werden noch zahlreiche folgen.
Der Gürtelweg klingt irgendwie spannend, aktuelle Themen und alte Gemeindebauten…
Hier können auch Wiener*innen was Neues kennenlernen/erfahren.
Beim Gaudenzdorfer Gürtel hat wohl die Rechtschreibprüfung zugeschlagen, hm? ;-)
Zum Thema Flora und Fauna: Neben einem Gemeindebau im 10. Bezirk begegnete mir mal in der Dämmerung ein Fuchs, allerdings im Sommer.
Gemma’s an! :-)
Hallo Daniela,
danke dir für deinen Kommentar. Ich hoffe, es werden noch zahlreiche folgen. :-D
Ups, ja, da haben sich die Buchstaben ein wenig im Platz vertan. Ist geändert.
Liebe Grüße,
Martin