Ja, ich weiß. Der Wiener Stadtwanderweg 13 ist kein offizieller Stadtwanderweg. Er wurde nie markiert, nie ausgeschildert. Aber doch gab es ihn ein paar Jahre auf der Internetpräsenz der Stadt Wien und auch auf einer gedruckten Wanderwegkarte. Im Beitrag zum Stadtwanderweg 12 habe ich schon über das Verschwinden des Weges berichtet. Was ich jedoch nicht weiß: Ist dieser Weg überhaupt vor der Erzeugung der gedruckten Karte jemals abgegangen worden oder wurde dieser am Reißbrett entworfen? Ich tippe auf Zweiteres. Dies hat mich und Peter (Ich, am Weg) aber nicht davon abgehalten, den nicht offiziellen Stadtwanderweg 13 in seiner ganzen Länge von Nord nach Süd zu bewandern.
Tourdaten: altertümlicher Stadtwanderweg 13 Wien
Datum der Tour: 30. April 2016
Anreise: Bus 239 Station Kahlenbergerdorf, Abfahrt von U4 Heiligenstadt Richtung Klosterneuburg
Weglänge: 25,7 Kilometer
Höhenmeter: heiße 130m
Dauer: 6-7 Stunden
Charakteristik: einfache Wanderung oder längerer Spaziergang, in der ganzen Länge sehr abwechslungsreich, viele Sehenswürdigkeiten, viele Asphaltwege
Markierungen: keine
Wanderkarten: großräumiger Stadtplan oder Taschenatlas
Hinweis zu den Höhenmetern: Keine Ahnung, welcher Richterskala sich meine GPS-Uhr da angenommen hat, aber laut ihr sind wir hüpfend durch Wien gewandert. Ständiges auf und ab erwartet euch also nicht, die Höhenmeter, die ein paar Zeilen oberhalb stehen, kommen der Realität um ein Vielfaches näher, als die 670 gemessenen Höhenmeter.
Zum Bericht von Peter geht’s hier!
Stadtwanderweg 13, Nord-Süd: Die Route
Wie ihr seht: Ein traumhafter Tag erwartet uns am Stadtwanderweg 13. Der Start im Kahlenbergerdorf befindet sich zwar nicht ganz im Norden von Wien, aber fast im nördlichsten Teil der rechten Wiener Donauhälfte – aus Flussrichtung betrachtet. Mit Peters GPS und meiner Übersichtskarte werden wir uns durch den Großstadtdschungel durchschlagen. Flach geht’s anfänglich am Treppelweg neben der Donau entlang.
Kurz nachdem der Donaukanal von der Donau abzweigt, überqueren wir auch den genannten Kanal auf der Josef-von-Schemerl-Brücke. Der liebe Herr Schemerl (1752-1844) war Architekt, unter anderem auch teilweise verantwortlich für den Bau des Wiener Neustädter Kanals, gilt als Pionier der Donauregulierung. Auch wenn er diese zu seinen Lebzeiten nicht mehr wahrnehmen konnte. Sein 1810 eingebrachter Vorschlag eines Durchstiches wurde erst in den 1870er Jahren umgesetzt. Manchmal mahlen die Mühlen eben langsam.
Am Donaukanal kreuzen wir am Döblinger Steg den Stadtwanderweg 12, verlassen den Kanal nahe dem Gaußplatz um uns einem besonderen Ort mit Geschichte zuzuwenden: dem Augarten. Bereits 1775 überließ Kaiser Joseph II. den barocken Garten der Bevölkerung. Im Sommer 1944 wurde von Adolf Hitlers Mannen mit dem Bau der beiden Flaktürme im Park begonnen, welche heute als stille Mahnmale die Silhouette des Augartens bilden. In den 1960er Jahren wurde versucht, einen der beiden Flaktürme zu sprengen. Es blieb beim Versuch, beide Flaktürme stehen nahezu unzerstörbar im Augarten.
Der Augarten liegt hinter uns, der Praterstern vor uns. In vergangener Zeit schaffte es der Praterstern immer wieder in die Medien, meist mit negativem Beigeschmack. Daher müsste man nur seinen Blickwinkel etwas ändern und der Praterstern erscheint in einem ganz anderen Licht.
Nächster Halt, next stop: Praterstraße. Oder auch das Johann-Strauß-Wohnhaus mit anschließendem Museum und passendem Café bei der Hausnummer 54. Auch interessant, vor allem wegen dem Flair am Platz davor, ist der Abstecher zum Nestroy-Denkmal bei der Hausnummer 17. Willkommen in Italien.
Die Aspernbrücke lässt uns wieder den Donaukanal überschreiten und führt uns zwei Stadtwanderer auf den Stubenring. Archtitekturbegeisterte Menschen könnten am Stubenring Wochen verbringen. Wagner, Fabiano, Baumann. Nur drei Namen vieler Architekten, die bei dem Bau der Ministeriengebäuden, alten Postsparkassen und Hochschulen ihre Finger im Spiel hatten.
Der Stubenring mündet in den Parkring über, wir verlassen das geschäftige Treiben auf und neben der Straße und wenden uns einer der vielen grünen Lungen Wiens zu. Liebevoll beäugt uns eine Schildkröte im Stadtpark und ich blicke zurück. Staring-battle auf höchstem Niveau. Die Schildkröte hat gewonnen.
Ebenfalls sehr sehenswert ist die relativ kurze Lothringer Straße, bzw. nicht die Straße an sich, sondern die Gebäude, die an die Straße grenzen. Also, wie es Helmi sagen würde: Augen auf, Ohren auf. Dann entgeht dir auch nichts neben dem Weg. Von der genannten Straße ist der Schwarzenbergplatz mit dem imposanten Hochstrahlbrunnen nicht weit entfernt, sogar das Belvedere befindet sich schon in Wurfweite. Vom Unteren spazieren wir zum Oberen Belvedere, aber davor genehmigen wir uns eine Erfrischung in Form eines Apfelstrudel-Kekses.
Ein schneller Spaziergang durch den Schweizer Garten und wir stehen vor vielen, vielen Ziegelsteinen. „Kriege gehören ins Museum“.
So steht es auf einer Mauer im Arsenal, einem ehemals militärischen Gebäudekomplex. Heute befindet sich u.a. das Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal. Der Stadtwanderweg 13 durchwandert den kompletten Komplex in seiner Länge, und wir natürlich auch.
Dann muss mal kurz der Weg gesucht werden. Von der Faradaygasse sollen wir in die Kempelengasse übersetzen, heißt, wir müssen unter die Bahngleise hindurch marschieren. Eine Baustelle an der Kreuzung Gudrunstraße/Gräßlplatz lässt und mal etwas durch die Gegend blicken, aber bald sind wir wieder auf Schiene und dringen tiefer in den 10. Bezirk ein.
Kurz vor dem Böhmischen Prater treffen wir auf einen alten Bekannten: den Stadtwanderweg 7. Samstag Nachmittag bei schönem Wetter und der Böhmische Prater bebt. Hier spielt die Musik. In allen verschiedensten Stilrichtungen, die man sich nur vorstellen kann.
Jubel, Trubel und Heiterkeit liegt hinter uns. Heiterkeit noch immer vor uns, die Löwygrube will durchquert werden und ein Weg durch Wohnviertel zum Kurpark Oberlaa gefunden werden. Genauso wie Peter bin ich vom Kurpark überrascht. Ich war erst einmal im Kurpark unterwegs, bei grausigem Wetter. Sowas macht man auch nicht, hab ich aber trotzdem. Bei diesem Sonnenschein und dieser Jahreszeit ist ein Spaziergang durch den Kurpark eine wahre Wohltat. Auch wenn man, so wie wir, schon über 20 Kilometer in den Knochen hat.
Ein Thermenbesuch ist was für die kalte Jahreszeit, wir widmen uns eher den Baustellen in Wien. Gegenüber der Therme Oberlaa entsteht die U1 Station Oberlaa, die Gleise können aber dankenswerter Weise in das Oberlaaer Zentrum ohne große Umleitungen unterschritten werden.
Wir nähern uns dem Ende der Tour in Unterlaa. Die Liesing fungiert dabei als unübersehbarer Wegweiser und führt uns erstmal zum Brückenwirt, einer Stempelstelle des Stadtwanderweges 7 und zum vermeintlichen Ende des Stadtwanderweg 13. Die Johanneskirche Unterlaa gilt als wohl älteste Kirche im gesamten Wiener Stadtgebiet und lässt sich auf das 9./10. Jahrhundert n.Chr. zurückdatieren. Neben der Kirche ist eine Ausgrabungsstätte ersichtlich.
Der Stadtwanderweg 13 ist hiermit erfolgreich absolviert. Peter und ich spazieren noch entlang der Liesing weiter nach Kledering und nutzen die Zugverbindung zum Wiener Hauptbahnhof. Schade, dass uns nach dieser wunderbaren Tour durch Wien nicht die Blase drückt. Am Weg zum Bahnhof Kledering gäbe es ein stilvolles Pissoir.
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