Der 1. April ist wohl zu Scherzen aufgelegt. Anders kann ich mir die Wetterkapriolen nicht erklären. Vielleicht sollte ich dann also doch zuhause bleiben, wobei lassen wir das endlich mit den Scherzen sein. Das Leben ist ernst genug. Nicht!
Ernst wird jedoch Pirie, wenn sie nicht täglich ihren Auslauf bekommt. Diesen erleben wir heute in der 1.800-Seelen-Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf. Der für die Karl May Festspiele bekannte Ort liegt am Rand des Steinfeldes und an der Ostseite der Fischauer Vorberge und ist für folgende drei Naturalien bekannt: Stein, Harz und Wein. Letzteres ist wohl verantwortlich für den Ortsnamen.
Die kompakten Informationen sowie die Übersichtskarte findest du am Ende des Berichtes.
Am Bahnhof in Winzendorf, der Ort liegt an der Bahnlinie Wr. Neustadt-Puchberg, können wir noch unsere Uhr richtig stellen. Der dafür verwendete Stein entstammt aus dem Gemeindegebiet, im Hintergrund sieht man Umrisse des alten Kalksteinbruches, nicht erkennbar ist hier leider der Marmorsteinbruch Engelsberg, welchen ich aber von Bad Fischau ausgehend schon besucht habe.
Die ersten Meter führen uns über den Bahnhofvorplatz die Gleise querend in den Römerweg. Wir begehen heute den „Rundwanderweg A“, welcher zwar auf der Übersichtskarte am Bahnhof eingezeichnet ist, aber nicht mit so schmucken Beschilderungen aufwarten kann wie die nummerierten Rundwanderwege.
Wir folgen dem „3er-Rundwanderweg“ an der Waldpromenade entlang und steigen die ersten Höhenmeter empor. Zur Rechten verschwinden die Häuser immer mehr aus unserem Blickfeld, dafür spazieren wir immer tiefer in den Föhrenwald hinein und blicken auf den alten Kalksteinbruch. Der April hat’s wettertechnisch gerade voll drauf. Im einen Moment möchte ich fast Sonnencreme auftragen, im nächsten Augenblick wünsche ich mir eine lange Unterhose. Die wetterbegünstigten Wechselsekunden begleiten unseren Weg auf einem gut markierten Trampelpfad zu einer Weggabelung, an welcher zwar geradeaus der „3er“ weiterführt, uns aber der Wegweiser „Steinernes Bankerl“ neugierig macht. Pirie kann ihren Hintern wieder mal nicht von einer Bank lassen.
Doch wer möchte es Pirie verdenken. Bei diesem Ausblick setzt man sich gerne mal nieder.
Gut markiert wandern wir weiter in Richtung Teichmühle. Bevor wir auf eine Fahrstraße treffen, zur Rechten befindet sich die Pizzeria Teichmühle, verlassen wir nun aber den „3er-Rundwanderweg“. Die orangen Tafeln vom Rundwanderweg führen zur Straße, wie begehen halblinks einen Trampelpfad, ein verblichener Wegweiser „Waldandacht“ leitet uns in den Wald. Anfänglich orange, später gelb markiert wandern wir einen gemütlichen Waldweg entlang, oft mit wunderbaren Ausblicke zur Hohen Wand, welche heute immer wieder mal angezuckert wird.
Bald lassen wir die schönen Ausblicke hinter uns und wenden uns einem Forstweg zu, welcher uns unmarkiert zu obiger Wegkreuzung führt. Und irgendwie hat mich das oberste Schild in den Bann gezogen. „Zur schönen Aussicht“, na wenn das nicht Werbung genug dafür ist, weiß ich auch nicht. Klar nehmen wir den 10 Minuten-Marsch in Kauf, immer links haltend.
Ich weiß leider nicht wie alt das Schild „Zur schönen Aussicht“ schon ist. Es kann sein, dass vor einigen Jahren die Bäume und Sträucher noch nicht so groß waren und man wirklich eine schöne Aussicht hatte. Doch hier fiel ich einer klassischen Werbelüge zum Opfer.
Kurz mache ich noch einen Abstecher auf den Gegenhügel, weil ich insgeheim hoffe, dort eine „schöne Aussicht“ zu erhaschen. Denkste. Dafür treffe ich eine Kuhschelle, auch nicht schlecht.
Wieder retour an der Wegkreuzung mit den netten Schildern folgen wir der roten Markierung Richtung Winzendorf. Die Waldandacht lässt nicht lange auf sich warten und lädt zur Rast ein. Die Spuren des Waldbrandes von vor zwei Jahren sind erkennbar.
Kurz bevor man die ersten Häuser von Winzendorf trifft, biegt rechts der Themenweg „Harz und seine Gewinnung“ ab. Diesen werde ich einmal extra begehen, es ist heute einfach zu kalt für Tafel-Lese-Aktionen.
Die Asphaltstraße würde uns eigentlich zum Ort hinab führen, wir biegen jedoch nochmals auf die Waldpromenade ab, Wegweiser leiten uns den Weg. Nach wenigen Minuten treffen wir aber wieder auf schon bekannte Wege und wandern hinab zum Bahnhof Winzendorf.
Eine interessante, kurze aber abwechslungsreiche Hunde-Tour findet hier ihr Ende. Doch bevor man die Heimreise antritt, kann man sich im Puchegger-Wirt eine Knoblauch-Mandelsuppe, Getrüffelte Sellerietascherl oder auch einen klassischen Wiener Zwiebelrostbraten einverleiben. Nur wir im Moment nicht, denn der Wirt sperrt erst in einer Stunde wieder auf…
…oder wir spazieren noch zum Emmerberg-Bräu, der ersten Bio-Brauerei Österreichs, und holen uns dort die notwendigen Kalorienfreuden.
Weitere Informationen
Länge: 6,6km
Höhenmeter: 260m
Start- und Endpunkt: Bahnhof Winzendorf
Öffis: mit der Bahn von Wiener Neustadt nach Winzendorf (Linie Wr. Neustadt-Puchberg)
Parkplatz: direkt am Bahnhof viele Parkmöglichkeiten
Einkehrmöglichkeiten: Puchegger-Wirt, Gasthaus Schmutzer, Pizzeria Teichmühle
Karte: fb WK 012, BEV ÖK50 5201
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