„Vorištan“. Das Ortsschild heißt uns willkommen in Hornstein. Ja, wir befinden uns im Burgenland. In diesem Burgenland, welches eigentlich erst 1921 gegründet wurde und in welchem zweisprachige Ortsbezeichnungen zum gepflegten Miteinander gehören. Daher der ungarische Name „Szarvkő“ für Hornstein. Der und die aufmerksame LeserIn wird jetzt wieder zum Eingangssatz hüpfen. Genau, Szarvkő ist nicht Vorištan. Vorištan ist die kroatische Bezeichnung für Hornstein. Der Ort am Leithagebirge ist nämlich Heimat für viele Angehörige der burgenlandkroatischen Volksgruppe. Eine mitunter sehr prominente Volksgruppe, sind doch auch Persönlichkeiten wie der Dosenchef Dietrich Mateschitz, die Künstler-Familie Resetarits oder auch Snowboard-Olympiasiegerin Julia Dujmovits burgenlandkroatischer Herkunft.
Wir starten am geistigen Zentrum in Hornstein, an der Ortskirche. Die Hauptzeile und Sonnbergstraße führen uns leicht bergauf in Richtung Wald, nach einem Keramik-Atelier umgehen wir einen Schranken und wenden uns nun einem rot markierten Weg zu.
Der Aufstieg zum Sonnenberg ist fast deppensicher. Rote Markierungen sind erkennbar, auch gehen wir im Grunde immer der Nase nach und stetig bergan. Für einen Weg im Wald ist der Aufstieg außergewöhnlich steinig, Erdwege treten kaum in Erscheinung. Und auf einmal stehen wir vor der Warte am Sonnenberg.
Da uns bis hierher kein einziger Ausblick irgendwohin vergönnt gewesen ist, starte ich die Mission Wartenbesteigung. Pirie bleibt unten, denn die Steilheit der schmalen Stufen des Halb-Leiter/Halb-Stiege-Aufstieges ist für Hunde nicht begehbar. Menschen, die nicht schwindelfrei sind, würde ich auch raten am Boden zu bleiben. Rauf geht’s ja noch, runter muss man aber auch kommen. Und wenn ich nochmal raufsteig, lasse ich auch den Rucksack unten. Denn der Aufstieg ist nicht nur steil, sondern auch eng.
Nach dem Besuch der Warte stürzen wir uns wieder in den dichten Mischwald im Leithagebirge und wandern am Sendemasten vorbei. Schmale, halb verwachsene aber noch markierte Wege führen uns zum Kreuzungspunkt „Beim Juden“, an welchem wir auf den Zentralalpenweg 02 stoßen.
Den „02er“ lassen wir nach Großhöflein weiterziehen, wir begehen den grün markierten Weg in Richtung Müllendorf. Dichter Bewuchs über meinen Köpfen lässt den Weg verdunkeln. Vogelgezwitscher ist verstummt, der Wind ist still geworden. Geht jetzt die Welt unter? Bitte nicht, hab noch einen Kuchen zuhause, den ich noch nicht probiert habe.
Nach dem „Roten Kreuz“ lichtet sich der dichte Wald. Mittlerweile haben wir den grünen Weg verlassen und befinden uns nun auf einem blau markierten Weg nach Hornstein. Dieser ist jedoch selten markiert, bzw. sind die Markierungen auf den Bäumen kaum zu erkennen. Ich orientiere mich an den Mountainbike-Wegweisern.
Am „Schusterkreuz“ hat sich in vergangenen Tagen eine Tragödie ereignet. Ein Schustergeselle ist im winterlichen Wald vom Weg abgekommen und erfror hilflos in der Nacht. Neben dem blauen Schusterkreuz erinnert ein Gedenkstein an das Unglück des Schustergesellen.
Kuriose Baumstrukturen geleiten uns hinab zum Friedhof nach Hornstein. Am Trockenrasen davor mache ich halt und blicke rechts auf den Hang. Hier müsste sich laut Karte die Ruine befinden. Ein kleiner Steinhaufen ist erkennbar, das könnte die Ruine sein. Ich erkenne Gehspuren im Rasen und folge diesen. Die Spur führt mich auf eine alte Forststraße, die wohl seit langem nicht mehr genutzt ist. An einer Rechtskehre müsste eigentlich bald die Ruine ersichtlich sein. Ich trete kurz vom Weg zur Seite und erblicke den Steinhaufen. Weg ist hier keiner erkennbar. Wir schlagen uns durch den Wald, stoßen auf einen alten Karrenweg, der aber schon von der Natur eingenommen ist. Es geht bergab, wieder rauf, kreuz und quer. Mitten im Wald: ein Feuerplatz. Es kann nicht mehr weit sein. Schwer zu erklären, wie wir die Ruine gefunden haben, aber wir haben sie gefunden.
Die Burgruine Hornstein wurde 1340 das erste Mal erwähnt. Damals aber natürlich noch nicht als Ruine, denn die Zerstörung im Jahr 1760 förderte den Umstand, dass von der ehemaligen Burg nur mehr Grundmauern und ein kleiner Turm übrig geblieben sind.
Unterhalb der Ruine erkenne ich den regulären Weg, welchen man normalerweise begeht, wenn man zur Ruine steigen will. Dieser beginnt am Haupteingang des Friedhofes in Hornstein. Am Weg hinab nach Hornstein trifft man auf interessante Gesteinsformationen und auf ein Gebiet, in welchem man Ausgrabungstätigkeiten vermuten könnte. Und die gab es auch. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts fanden archäologische Ausgrabungen statt und man stieß dabei auf interessante Funde. Der älteste Fund konnte der Jungsteinzeit zugerechnet werden (5.500 – 2.200 v.Chr) und lässt daher auf eine rege Siedlungstätigkeit in diesem Bereich schließen.
Nahe dem Friedhof ist alles für das kommende Sonnwendfeuer bereit gestellt. Ich habe so eine Vermutung, dass es Gulaschsuppe gibt, bin mir aber nicht wirklich sicher.
Die Fahrstraße leitet uns wieder hinab nach Hornstein, die Pfarrkirche hat sich mittlerweile in unser Blickfeld geschummelt.
Eine kurzweilige Tour geht zu Ende. Eigentlich wollte ich ja nur mit der Hündin raus, dafür wurde es ein genialer Wandernachmittag im Leithagebirge.
Kurzinformationen
Länge: 8,4km
Höhenmeter: 270m
Startpunkt: Ortszentrum Hornstein, Ortskirche
Endpunkt: wie Startpunkt
Öffis: Bushaltestelle „Hornstein Ortsmitte“, auch Direktverbindung von Wien HBF, Öffiverbindung: www.oebb.at
Parkplatz: direkt im Zentrum viele Parkmöglichkeiten
Einkehrmöglichkeiten: Heurigen-Restaurant Jaitz im Ort Hornstein, unterwegs keine
Karte: fb WK 023, BEV ÖK50 5202
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