Im goldenen Herbst folgten wir für drei Tage den Rufen der Mariandl in das Wachauer Landl in Niederösterreich. Die Wachau nimmt eine besondere Stellung im niederösterreichischen Landschaftsbild ein. Geographisch zählt die Region an der Donau nämlich zum Waldviertel und zum Mostviertel.
Die von Weingärten und Wäldern durchzogene Landschaft kann sich nicht umsonst seit dem Jahr 2000 als Weltkultur- und -naturerbe bezeichnen, die geschützte Bezeichnung „Wachauer Marille“ steht als Symbol sowie schmackhaftes Aushängeschild der Wachau zur Verfügung. Gründe genug um diese Region auf Schusters Rappen zu erkunden, auf eigenen Wegen von Göttweig nach Melk.
Die Basis-Informationen und die Übersichtskarte findest du am Ende des Berichtes.
Tag 1: Bahnhof Furth-Göttweig – Weißenkirchen
Das Stift Göttweig lassen wir hinter uns, denn unser Startpunkt ist die Bahnstation Furth-Göttweig. Mit dem Stift im Rücken wandern wir die ersten Kilometer am Österreichischen Jakobsweg und dem Wachauer Welterbesteig nach Mautern, wo wir auf der Donaubrücke die Donau erstmals überqueren.
Direkt neben dem Donauradweg bei Rothenhof finden wir auf einem Felsen eine Kyselak-Inschrift. Diese ist dem von 1799 bis 1831 lebenden Wiener Joseph Kyselak geschuldet, welcher während seinen Lebzeiten eine viermonatige Fußreise durch Österreichs unternommen hat und seinen Namen auf Felsen oder Mauern hinterließ.
Auf gemütlichen Güterwegen wandern wir weiter in Richtung Dürnstein und gehen ein gutes Stück neben den Gleisen der Wachaubahn. Auf dieser Strecke verkehrt kein öffentlicher Verkehr mehr, aber als Privatbahn werden die Gleise der Wachaubahn noch immer genutzt.
Wer Platz im Rucksack hat, kann sich an der „Vinotake“ im Torwächterhaus bei Dürnstein ein Flascherl Wein oder ein Gläschen Marillenmarmelade mitnehmen.
In Dürnstein treffen wir wieder auf den markierten Welterbesteig, welcher bis Weißenkirchen unser ständiger Begleiter sein wird. Der Welterbesteig ist ein 180km langer Rundweg und verbindet die Städte Krems und Melk auf beiden Donauseiten.
Der Aufstieg zur Ruine Dürnstein ist gut markiert und ist schnell geschafft. An was man aber nicht vorbei kommt, ist folgende Sage: Im Jahr 1192 wurde der englische König Richard Löwenherz bei Wien gefangen genommen und auf die Burg Dürnstein gebracht, denn er habe die Fahne Herzog Leopolds V. entehrt. Die Sage erzählt nun, dass der Minnesänger Blondel in Deutschland und Österreich von Burg zu Burg wanderte und dabei des Königs Lieblingslied trällerte. Als Blondel bei der Veste zu Dürnstein das Lied anstimmte, vernahm er aus dem Kerker die Stimme von Richard Löwenherz. Der Aufenthaltsort des Königs war somit bekannt, und er wurde gegen ein Lösegeld wieder freigelassen. Und wer Glück hat, kann heutzutage noch einen Minnesänger bei der Ruine antreffen.
Die Ruine ist frei begehbar und ist als Pausenplatz empfehlenswert. Man hat von diesem Platz einen wunderbaren Blick über die obere Wachau.
Steinig führt uns der markierte Wanderweg tiefer in den Wald hinein. Wir unternehmen einen Abstecher zur geöffneten Starhemberg-Warte und können uns dem Panorama kaum noch entziehen. Kurz danach kann man an der Fesslhütte Speis und Trank zu sich nehmen.
Der Wachauer Höhenweg führt uns nun auf Forststraßen durch den dicht bewachsenen Dürnsteiner Wald. Ab den Schildhütten wenden wir uns wieder den aussichtsreichen Panoramen und Weingärten zu.
Am frühen Abend erreichen wir den Markt Weißenkirchen und suchen die vorreservierte urige und einfache Unterkunft auf. Wir werden von der Dame des Hauses herzliche begrüßt und sofort über unsere Wanderung ausgefragt. Ja, hier bleiben wir heute gerne.
Das Abendessen genießen wir in der gemütlichen Weinlaube eines Gasthauses im Ortszentrum und lassen den ersten Tag genussvoll ausklingen.
Tag 2: Weißenkirchen – Aggsbach-Dorf
Gestärkt durch ein umfangreiches und schmackhaftes Frühstück nehmen wir Tag 2 in Angriff. Die ersten Kilometer führen uns auf einfachen Wegen zwischen Weingärten nach Wösendorf und nach St. Michael. An dieser kleinen Ansiedlung führt ein rot markierter Weg steil hinauf auf den Michaelerberg, an welchem wir wieder auf den Welterbesteig treffen, welcher uns kurz nach Weißenkirchen verlassen hat.
Der Steig führt uns wieder gut markiert an den Ortsrand von Spitz. Kyselak beschreibt den Ort so: „Unten tiefer erscheint der weinreiche Markt Spitz, um einen Hügel gebaut, dessen Trauben allein jährliche bei mittelmäßiger Ausbeute 1000 Eimer Most bringen“.
In Spitz verlassen wir wieder sämtliche Weitwanderwege und überqueren dank der Fähre die Donau. Auf der anderen Flussseite treffen wir auf den 05er-Weitwanderweg und in weiterer Folge wieder auf den Jakobsweg Österreich, dessen Schilder uns meist den Weg nach Melk zeigen.
Bevor aber Melk überhaupt in Sichtweite kommt, statten wir der imposanten Ruine Aggstein einen Besuch ab.
Am Abend landen wir hungrig in Aggsbach-Dorf und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, dem Restaurant Domingo. Doch bei unserer Ankunft weiß niemand etwas von unserer Reservierung. Der Chef erinnert sich zwar daran, dass ich angerufen habe, nur hatte er vergessen die Reservierung zu notieren. Und jetzt waren alle Zimmer schon belegt. Obwohl noch gar kein Abendessen zu mir genommen, bin ich ziemlich angefressen.
Dann setzt die Tochter des Chefs aber ein paar Hebel in Bewegung und wir ergattern noch einen Platz im Gasthof zu Kartause, ca. 500m vom Restaurant entfernt. Außerdem kommen wir ihrem Wunsch nach und lassen uns doch den Wanst im Restaurant vollschlagen. Denn als Entschuldigung „verrechnet“ sie sich beim Kassieren der Rechnung.
Tag 3: Aggsbach-Dorf – Melk
Die Abschlussetappe führt uns von Aggsbach Dorf über Berging nach Schönbühel an der Donau. Eigentlich schade, dass nach uns wieder andere Verpflichtungen schreien, denn eigentlich wären wir gerade erst am Weg „angekommen“.
Dafür genießen wir den Wandertag nach Melk in vollen Zügen. Am Strand von Schönbühel mit der Schloss-Kulisse wird eine ausgiebige Pause abgehalten, verdient haben wir die uns allemal.
Melk kommt schneller als erwartet, der Jakobsweg ist gut beschildert uns somit geht es sich relativ leicht.
Das imposante Stift Melk wirft sich in unser Blickfeld und wirkt wie ein Magnet auf uns, oder wie Licht auf Motten. Das Ziel unserer Drei-Tages-Tour ist erreicht.
Diese Wandertour wird uns in guter Erinnerung bleiben. Eigentlich haben wir im Schnelldurchlauf landschaftliche und kulturelle Schönheiten erleben dürfen, haben bei netten Menschen genächtigt und uns kulinarisch verwöhnen lassen.
Hast du nun auch Lust auf die Wachau bekommen? Im Buch WIEN GEHT WEIT ist diese Wanderung detailliert beschrieben.
Weitere Informationen
Startpunkt: Bahnhof Furth-Göttweig
Endpunkt: Bahnhof Melk
Länge: 62 km
Höhenmeter: 2.800 m
Etappen: Tag 1 – Bahnhof Furth-Göttweig – Weißenkirchen / Tag 2 – Weißenkirchen – Aggsbach-Dorf / Tag 3 – Aggsbach-Dorf – Melk
Wanderkarten: fb WK 071
2 Kommentare
Endlich mal einer, der dem Mariandl Lied – dem alten, ehrlichen, echten – die Ehre zukommen lässt, die ihm gebührt :-) Außer natürlich ich am Blog – hihihi.
Hallo!
wirklich ein sehr interessanter Weg, kommt bei mir vielleicht auch noch dran, so für zwischendurch! Danke für die schönen Bilder und weiter noch viel Freude am Wandern für 2015!